South Africa 2 - August 2018
Zwischenstopp in Knystna
Die unbeschwerte Woche in Cape Town
ist viel zu schnell zu Ende und wir werden auf brutalste Art und Weise
ins Backpackerleben zurückgeschubst, nämlich in dem wir um 06.30 Uhr morgens
mit vollem Gepäck zum Busterminal wackeln. Die Fahrt mit dem Long
Distance Bus entlang der Gardenroute nach Port Elizabeth
– wo wir wieder mit Tico zusammen treffen sollten - dauert satte 12
Stunden, zu viel wie wir entscheiden und so teilen wir die Strecke in
zwei Etappen. Nach sieben Stunden im engen Bus erreichen wir Knysta
(Nice-na ausgesprochen). Der touristische Ort liegt idyllisch an einer
Lagune zwischen Küste und sanften Hügeln und ist ein beliebter
Zwischenstopp auf der Gardenroute. Wir haben zwei Nächte in einem
grosszügigen, rustikalen AirBnB gebucht, welches wir sehr geniessen. In
Laufdistanz liegen Einkaufsläden und die schöne Waterfront, die mit
Restaurants und Souvenirshops gespickt ist. Auf Tipp unserer Gastgeberin
Laura besuchen wir das italienische Restaurant Café Mario, wo wir so
gut essen, dass wir am zweiten Abend gleich noch mal dort zu Gast sind
:-)
Am dritten Tag geht die Reise weiter, bei strömenden Regen warten wir auf den Bus, der uns nach Port Elizabeth bringt. Trösten über den Wetterumschwung tut uns die leckere Take Away Pizza von Mario, die wir noch rasch eben geholt haben :-)
Glücklich vereint in Port Elizabeth
PE
wie die Stadt von ihren Einwohnern genannt wird, ist unsere hoffentlich
letzte Station als Backpacker. Bereits im Dunkeln und in beissender
Kälte warten wir auf das Uber, welches uns ins nächste AirBnB
bringt. Wir haben die Nase vom Backpacken bereits gestrichen voll, zum
Glück endet diese Erfahrung hier. Das kleine gemütliche 2-Zimmer Cottage
liegt im Stadtteil Walmer und wir werden von unserem Gastgeber
Marty herzlich empfangen. Wir haben eine eigene eingezäunte Einfahrt,
für Ticos Wohlergehen ist also gesorgt, wenn wir ihn in wenigen Tagen
aus dem Hafen holen :-).
Am nächsten Tag klappern wir die riesigen
4x4- und Outdoorläden ausserhalb der Stadt ab. Hier könnte man sich echt
ins Elend kaufen, ganz hart für mich, zumal heute noch mein Geburtstag
ist! Wir sind allerdings wegen eines ganz speziellen Artikels hier,
nämlich dem Strassenatlas von Tracks4Africa. Als Ergänzung der
elektronischen Version können wir mit dem praktischen A3-Format
wunderbar unsere Route durchs südliche Afrika planen :-). Am Mittag
sitzen wir im Steakhouse und das schönste Geburtstagsgeschenk kommt per
Mail: Die Ankunft unseres Schiffs ist für morgen bestätigt, bereits
übermorgen können wir Tico aus dem Hafen holen! Zur Feier des Tages
gehen wir abends nochmal essen und stossen mit einem Glas Wein und
wunderbarer Pasta auf die bisherige Reise und Ticos Ankunft an.
Wir haben noch einen Tag Zeit und den verbringen wir mit einem Ausflug in die Stadt. Der Donkin Park
liegt auf einem Hügel über der Innenstadt und oben auf dem Leuchtturm
hat man die perfekte Sicht über die Stadt und den Hafen. Unser Schiff
ist bereits eingetroffen und wir schauen über eine Stunde zu, wie ein
Neuwagen nach dem anderen rausgefahren wird. Wir scannen das ganze
Gelände ab, sehen unseren Tico aber nirgends. Hätte uns nicht der kalte
Wind wieder herunter getrieben, wir wären vermutlich oben geblieben, bis
das Schiff komplett entladen worden wäre. So müssen wir halt einfach
darauf vertrauen, dass auch Tico seinen Weg nach draussen gefunden hat.
Wir spazieren durch den historischen Stadtteil, der uns überraschend gut
gefällt. Es hat viele gotische Kirchen und schöne Kolonialbauten wie
die City Hall oder die Bibliothek. Nur was zu Essen finden wir hier
nicht, da aufgrund eines nationalen Feiertags alles geschlossen hat, so
treten wir schon bald wieder die Rückfahrt in unser gemütliches Cottage
an.
Am Freitag gilt es ernst, um 10.00 Uhr
morgens stehen wir mit allen Dokumenten, Papieren und viel Bargeld bei
unserem Agenten auf der Matte, resp. vor der Matte, es hat so stark
geregnet, dass die Einfahrt zum Hof einem See gleicht. Da wir zu Fuss
unterwegs sind, muss uns jemand die 15 Meter mit dem Auto chauffieren,
damit wir im Office das Finanzielle erledigen können. Danach fährt uns
die sympathische Agentin Natasha zum Hafen. Hier verläuft alles ganz
légère, kein Vergleich mit den strengen Richtlinien in Argentinien.
Gemeinsam mit dem Zöllner inspizieren wir Tico, der einsam uns alleine
auf einem riesigen Areal steht. Alles sieht tip top aus, keine
Beschädigungen, nichts fehlt und auch der brasilianische Dreck ist noch
dran ;-). Der Zöllner interessiert sich mehr für die Agentin als für
Tico und meint, dass das Fahrzeug ja in Deutschland sicher gründlich
gescheckt wurde. Wir lassen ihn im Glauben Tico käme direkt von Europa
und nicken unschuldig. Leider müssen wir danach Tico noch ein paar
Stunden hier lassen, was Dani sichtlich schwer fällt. Während der
Zöllner mit unserem Carnet de Passage davon rauscht, fährt uns
Natasha zurück in unser Heim und meint, sie hole uns dann wieder ab wenn
alles erledigt sei. Wir sind erstaunt, in Südamerika hätten wir die
Wartezeit wohl irgendwo auf einem Bänkchen im Hafen verbracht! Am
Nachmittag ist es dann endlich so weit. Trotz Feiertag und damit
verbundenem Brückentag hat es Natasha geschafft, alle Stempel zusammen
zu bekommen, damit wir Tico noch vor dem Weekend aus den Klauen des
Zolls befreien können. Wieder fahren wir zum Hafen, unsere Daten werden
säuberlich in ein grosses Buch eingetragen, wir unterschreiben und
„listo“, Tico gehört wieder uns! Wir sind happy und auch ein wenig
aufgeregt, müssen wir uns doch erstmal an den Linksverkehr gewöhnen.
Konzentriert fahren wir zum Cottage und parken Tico in unserer Einfahrt,
jetzt wird erstmal gefeiert!
Am nächsten Morgen ist das Wetter
wieder herrlich frühlingshaft und wir nutzen den Tag, um Tico wieder
häuslich einzurichten, die Reifen zu jonglieren und alles fürs nächste
Abenteuer vorzubereiten!
Fazit Verschiffung:
Wir
haben uns aus Zeit- und Kostengründen nicht für die Verschiffung im
Container entschieden, sondern für RoRo (Roll on Roll off). Das
Prozedere ist mehr oder weniger dasselbe, allerdings muss man das
Fahrzeug offen im Hafengelände stehen lassen, damit es irgendwer aufs
Schiff und wieder runter fährt. Dies birgt natürlich ein gewisses Risiko
bezüglich Beschädigung oder Diebstahl von Dingen aus dem Fahrzeug. Dem
haben wir mit einer temporären Trennwand und dem Verschluss des
Heckträgers mit einem Schloss vorgesorgt (nur die Führerkabine muss
zugänglich sein). Aufgrund der guten Erfahrungen mit Seabridge auf der ersten Verschiffung nach Halifax hatten wir ein gutes Gefühl und wurden nicht enttäuscht.
Wir
sind froh, haben wir uns für das Rundumpaket der Seabridge entschieden
und die Prozedur nicht selbst, d. h. ohne Agent gemacht. Im Endeffekt
haben sich beide Agenten für uns ausgezahlt, alleine hätten wir das Auto
niemals vor dem Wochenende auslösen können. Die Standgebühren (200 US$
pro Tag!) alleine hätten das Honorar des Agenten weit überschritten, vom
Aufwand und dem Ärger mal ganz abgesehen.
Ein Paket kommt – oder auch nicht...
Eigentlich wären wir jetzt wieder ready to hit the road
– wie man hier so treffend sagt. Leider macht uns die südafrikanische
Post einen Strich durch die Rechnung. Nach langem Hin und Her haben wir
uns nämlich entschieden, eine Drohne zu kaufen – zu schön sind die
Bilder aus den damit möglichen Perspektiven, die wir von vielen anderen
Overlandern gesehen haben. Dani hat bei einem Sonderangebot sogleich
zugeschlagen und die Drohne samt Zubehör in unser AirBnB nach Port Elizabeth bestellt, wo sie Mitte Woche bereits hätte eintreffen sollen. Natürlich haben wir nicht gewusst, dass uns der Nationale Frauentag
in die Quere kommen würde, das ist hier nämlich ein Feiertag. So
verlängern wir unser schönes Zuhause, in der Hoffnung, das Paket kommt
am Montag.
Wir unternehmen am Sonntag einen Ausflug in den Naturpark
der Universität, dort hats eine nette kleine Geocacherunde. Ausser
Sanddünen und Buschwerk gibts da nicht viel zu sehen und doch geniessen
wir den Spaziergang durch die Natur, erfreuen uns an der für uns noch
fremden Vegetation, wo bereits erste Blüten den nahen Frühling ankünden.
Gerade als ich einen grossen Käfer fotografieren will, drückt Dani
sanft meinen Arm und flüstert mir zu: dreh dich langsam um... und da
steht tatsächlich ein Zebra in der Landschaft, ich glaub ich seh nicht
richtig. Tatsächlich ist es eine ganze Herde und als ob das noch nicht
genug wäre, hüpfen noch ein paar Springböcke durch die Szenerie.
Natürlich haben wir nur das Weitwinkel auf der Kamera, aber wer hätte
denn gedacht, dass es am Rande der Grossstadt wilde Tiere gibt! Wir sind
völlig fasziniert und beobachten die Tiere lange. Was soll ich sagen – this ist Africa man!
Das
Paket kommt auch am Montag nicht und wir müssen aus unserer schönen
Wohnung auschecken. Wohin nun? Dani studiert die Karte und entdeckt
einen möglichen Campplatz nahe der Küste, nur ein paar Kilometer
ausserhalb der Stadt. Wir fahren hin und tatsächlich finden wir am Ende
einer Holperpiste eine idyllische Lichtung an einem kleinen Teich. Hier
bleiben wir natürlich! Wir zelebrieren unser erstes Apero in freier
Natur und stossen mit lokalem Bier und Amarula auf Danis Kennerblick an!
Am
nächsten Tag finden wir nach langem hin und her schliesslich heraus,
dass das Paket seit Tagen im Lager des Paketservice liegt, gerade mal
500 m von unserer Wohnung entfernt, grrr... Die Abholung gelingt
problemlos und wir können Port Elizabeth nach einer Woche endlich verlassen, wir können es kaum erwarten, auf eigenen Rädern das Land zu erkunden!
Tierisch was los im Camdeboo Nationalpark
Entlang
kargem Weideland und sanften Hügeln ziehen wir nach Norden. Die
Landschaft ähnelt Argentinien und ist doch ganz anders. Freche Äffchen
und Erdhörnchen kreuzen die Strasse, die Schilder sind auf Afrikaans und
die Menschen sind überwiegend schwarz, auch hier fröhlich und winkend.
In dieser Region werden Angoraziegen gezüchtet die das wertvolle Mohair
produzieren. Trotz vieler Zäune finden wir auch hier schöne Wildcamps.
Einmal kommen Leute vorbei und fragen ob wir Gold suchen, als sie aber
sehen dass wir nur campen ziehen sie zufrieden wieder ab. Die Tage sind
wunderschön, doch kaum verabschiedet sich die Sonne, wird es schnell
bitter kalt. Aus diesem Grund sind wir eigentlich auf ziemlich direktem
Weg nach Namibia, wo die Temperaturen mehr unseren Bedürfnissen entsprechen, Südafrika wollen wir dann später noch ausgiebiger erkunden.
Auf dem Weg liegt der kleine Camdeboo Nationalpark, der zwar nicht mit den Big 5
(Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe, Leopard) aufwarten kann, dafür mit
schönen Felslandschaften und abenteuerlichen 4x4-Strecken. Schon auf dem
Weg nach Graaf-Reinet, dem Ausgangspunkt zum Park, erleben wir
die erste Überraschung als wir im Buschland unweit der Strasse Giraffen
entdecken, die elegant an ein paar Baumkronen knabbern. Wenig später
eilen ein paar riesige Strausse über die Strasse, ihr Federkleid
plustert sich im Wind auf wie die Röcke eines Barockkleides. Immer
wieder sehen wir auch die frechen Vervet-Äffchen am Strassenrand,
vorzugsweise in der Nähe von Rastplatzen und Abfalltonnen, es könnte ja
ein Happen abfallen ;-)
Im Camdeboo Nationalpark sehen wir uns zuerst die Felskulisse im Desolation Valley an, bevor uns der Koedoeskloof 4x4 Trail
über einen ruppigen, engen und felsigen Track hoch auf ein Felsplateau
bringt, von welchem wir eine unglaubliche Rundumsicht über die Ebene
geniessen können. Auf dem Weg sehen wir jede Menge Antilopen, von den
kleinen Duikers (Rehen) bis zu den grossen Elands und Hardebeests,
die wir Dank der informativen Parkbroschüre sogar identifizieren können
:-). Auch eine grosse Schildkröte kreuzt unseren Weg, wir hätten sie
beinahe überfahren, da Dani im steilen Gelände nicht grad anhalten
konnte. Auf dem Rückweg durchs Game Viewing Area können wir jede Menge
Bles- und Springböcke beobachten und diesmal können wir die schönen
Zebras auch von Nahe fotografieren ;-) Aussteigen darf man in diesem
Areal nicht, denn es soll unberechenbare Büffel geben. Diese sehen wir
zwar nicht, dafür werden wir von Pavianen (Baboons) neugierig
beobachtet.
Wir sind völlig aufgeregt über den Erfolg unseres ersten
„Game Drive“ (heisst genau übersetzt eigentlich Wild-Fahrt) und hängen
grad noch den Driekoppe 4x4-Trail an, für den wir im Parkbüro
den Code fürs Eingangstor holen müssen. Wieder erwartet uns ein
spannender Track hoch bis auf 1'500 m und oben stehen wir an einem
einfachen, verlassenen Campplatz. Es ist überwältigend schön und trotz
der Kälte wollen wir hier übernachten. Nach einigem hin und her und
vielen Warnungen und Ermahnungen bekommen wir schliesslich das
telefonische OK vom Headquarter, denn eigentlich darf man nur im
Elektrozaun gesicherten Camp beim Eingang übernachten, was natürlich gar
nicht in unserem Sinne gewesen wäre.
Nach einer frischen Nacht in
totaler Stille und einem überwältigenden Sternenhimmel holpern wir am
nächsten Morgen bei bester Laune den Berg runter und melden uns im
Headquarter brav und unbeschadet wieder zurück.
Durch die Karoo nach Norden
Zur Weiterfahrt wählen wir den direkten Weg durch die Berge. In Nieu Betesda
finden wir eine kleine Brauerei, in der nicht nur das Bier hausgemacht
ist. Wir bekommen ein Mittagsplättli mit frischem Brot, Kudu-Salami,
verschiedenen Käsesorten und Chutneys. Wir lassen es uns so richtig
schmecken im hübsch dekorierten Garten hinter der Brauerei. Natürlich
probieren wir auch den selbst gerösteten Kaffee, er schmeckt und der
Cappuchino ist eines Barristas würdig. Ein durch und durch tolles
Erlebnis! Das Biertasting müssen wir leider auslassen, wir wollen ja
heute noch ein wenig fahren.
Nach der Grenze zum Northern Cape
ändert sich auch die Landschaft. Es ist flach und öde, nix als Zäune
und Steppe, so weit das Auge reicht. Uns ist es rätselhaft, wie sich die
zahlreichen Schafherden in dieser Halbwüste ernähren können.
Eine
lustige Abwechslung sind die gigantischen Vogelnester auf den
Strommasten. Es scheint, als ob in jedem Nest eine Grossfamilie wohnt
bei dem steten Kommen und Gehen durch die diversen Ein- und Ausgänge.
Manchmal werden die Nester so schwer, dass die Masten umknicken, zum
Glück ist die Stromleitung nicht mehr in Gebrauch.
Ein weiteres HIghlight ist das kleine Ghost Town Putsonderwater.
Früher muss hier ein lebhaftes Dorf mit einem Bahnhof gewesen sein,
heute sind die Gebäude leer und verlassen, was hier wohl geschehen ist?
Uns gefällt die Stimmung in der Geisterstadt und wir übernachten gleich
mittendrin – nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen.
Nach einem Versorgungsstop in Upington treffen wir auf den Oranje-River der die Grenze zu Namibia markiert. Auf der Grape Lake Winery
und Gästefarm finden wir einen tollen Schlafplatz am hauseigenen See
unter Palmen. Eine richtige grüne Oase in dieser Einöde. Wir haben ein
eigenes Badezimmer und an der Bar gibts kühle Drinks, die geniessen wir
natürlich, denn es ist zwischenzeitlich schon recht heiss tagsüber.
Auf dem Namaqua 4x4 Trail
Viel Abenteuerliches wird geschrieben über den knapp 600 km langen Offroad
Track entlang des Oranje Rivers. Wir sind neugierig und wollen am
westlichsten Punkt, kurz hinter Pofadder auf den Track fahren.
Das Eingangstor mit der Aufforderung zum Bereithalten des Permits
umfahren wir kurzerhand, übernachten wild in einer wunderschönen
Schlucht und kommen einmal mehr auf dem Hintereingang – der zwar recht
ruppig, steinig und sandig ist – bei Klein-Pella auf den Track.
Bei der hiesigen Dattelfarm kaufen wir uns ein Kilo feinster Datteln
und fragen beiläufig nach dem Trail. „ja ja, der ist schön, fahrt nur
alles den Pfeilen nach“. Ob dieser Abschnitt denn technisch schwierig
sei frage ich, doch der Dattelkönig lacht und winkt ab „wenn ihr von der
Schlucht her gekommen seid, ist der Rest ein Klacks“ na dann ist ja
alles klar! Tatsächlich erwarten uns rund 250 km tollster Offroadspass
durch atemberaubende Berglandschaften – den Anden nicht unähnlich. Die
Strecke führt mal mehr, mal weniger entlang des Oranje-Rivers,
der Grenze zu Namibia. Durch sandige Bachbeete und über steinige
Felsplateaus, die Fahrt könnte abwechslungsreicher nicht sein. Hier in
der Region kommt es zu dieser Jahreszeit zu einem einzigartigen
Phänomen, während weniger Tage erblüht die Wüste in allen Farben, es
muss wie ein gigantischer Teppich aussehen. Leider sind wir noch etwas
zu früh, nur einzelne Gewächse sind bereits erblüht. Wer weiss,
vielleicht kommen wir im Süden Namibias noch in den Genuss dieses
Farbenspektakels.
Um die schöne Szenerie noch besser einfangen zu
können, lassen wir die Drohne steigen, in dessen Handhabung Dani bereits
sehr gewieft ist. In einem Anflug von Übermut wollen wir die
Tracking-Funktion testen, in welcher die Drohne seitlich von uns
mitfliegt. Dani drückt mir die Steuerung in die Hand und meint „du musst
nichts machen, alles automatisch“. Ich bin mir da nicht so sicher, denn
ich habe echt noch keinen Plan von dem Ding. Dani steuert Tico souverän
durch ein sandiges Bachbett, doch hinter der Bergflanke steigt der
Track plötzlich steil an. In der Untersetzung holpern wir den Fels hoch,
da passierts: die Steuerung blinkt und piepst alarmmässig, was ist denn
jetzt los? Dani ruft nur „mach was, ich kann hier nicht anhalten“. Ja
toll, ich seh schon 1'000 Franken gegen den nächsten Fels knallen und
entscheide mich lieber dafür in katatoner Haltung die Steuerung
anzustarren in der Hoffnung, das Problem verschwindet von selbst. Nach
gefühlten Minuten kann Dani anhalten und Vroni – wie wir unsere
Drohne getauft haben – sicher zu uns zurückholen, in dem er irgendeinen
Einstellungsfehler korrigiert. Da hatten wir wohl noch mal Glück und
wir lernen daraus, Offroad fahren und gleichzeitig Drohnen steuern ist
doch eine Übung für Fortgeschrittene...
Viel zu schnell treffen wir auf die Hauptstrasse die uns zur Grenze bringt und mit dem Namaqua 4x4-Trail
ist vorerst Schluss. Der zweite Abschnitt soll noch spannender aber
auch technisch anspruchsvoller sein, leider führt er für uns gerade in
die falsche Richtung.
Jetzt heisst es, sich auf den Grenzübertritt
nach Namibia vorzubereiten. Obwohl wir ja langsam geübte „Grenzgänger“
sind, ist die Sache mit dem Carnet de Passage (Ticos Pass) für
uns neu und auch nicht ganz unproblematisch, da jeder Zöllner seine
eigene Auffassung dazu hat, ob man das Ding nun stempeln muss oder
nicht.
Alles läuft wie geschmiert und das Carnet wird nicht
ausgestempelt, da Namibia genau wie Botswana zur südafrikanischen
Zollunion gehört. Da wir Zweifel haben, geht sich die geduldige Dame
extra noch mal absichern. Wird wohl schon recht sein so, hoffentlich
sieht man es auf namibischer Seite auch so.
Mit gemischten Gefühlen überqueren wir den Oranje-River. Uns
hat es super gefallen in Südafrika und wir freuen uns bereits auf die
Rückkehr in dieses wundervolle Land. Was erwartet uns wohl in Namibia?
Ein Land mit einer verschwenderischen Menge an landschaftlichen und
tierischen Highlights, gut organisiert und auf touristische Bedürfnisse
abgestimmt? Wir lassen uns überraschen...