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Zentralamerika 7 - Costa Rica Teil 2

Alle Wege führen nach San José
Nach den heiss-feuchten Tagen auf Nicoya freuen wir uns auf kühlere Temperaturen. Diese finden wir tatsächlich im zentralen Hochland, welches wir auf gewundenen Strassen zwischen Nebelwäldern und Kaffeeplantagen erkunden. Wir sind aber nicht zum Ausruhen hier, sondern auf dem Weg Richtung San Jose. Wir haben eine lange Besorgungsliste, die wir schon länger vor uns her schieben. Dank Timo haben wir eine 1a-Adresse für neue Dämpfer, wobei „Adresse“ ja so ne Sache ist in Costa Rica. Wir finden den Ort nach langem Suchen nur dank der Satellitenbilder auf der Webseite, welche wir mit unseren elektronischen Karten abgleichen.
Mit Niels Cruz haben wir tatsächlich den Jackpot gezogen. Er spricht Englisch und sogar Deutsch, was das Erklären unserer Anliegen schon mal deutlich vereinfacht. Allerdings sind nicht viele Worte vonnöten. Niels und seine Leute kennen sich mit Offroadfahrzeugen aus und haben die richtigen Dämpfer auch gleich an Lager. Die OME-Dämpfer waren zwar nicht unsere erste Wahl, jedoch das Beste was in Zentralamerika zu kriegen ist. Im Nu sind diese eingebaut und vom ebenso offroadbegeisterten Töchterchen bekommen wir noch ein paar Tipps, wo die Ticos zum Offroaden so hinfahren ;-) Nach nicht mal zwei Stunden, inkl. Kaffee, sind wir auch schon fertig, Punkt 1 auf der Tagesordnung, check! (die ganze Dämpfergeschichte gibts hier)
Nächstes Ziel, die costa ricanische Version von Obi. Dort finden wir zwar nix von den Dingen, die auf unserer To do/find-Liste stehen, doch dafür Sarah und Christian von den Maximundos, mit denen wir uns hier verabredet haben. Die Maximundos sind bereits durch mit der Panamericana und ihr Van ist gerade irgendwo auf hoher See auf dem Weg nach Südkorea. Nach einer Stunde Plaudern mit dem sympathischen Paar sind wir um viele Tipps und einen neuen Floh im Ohr reicher, die Südkorea-Geschichte hört sich nämlich sehr interessant an und wäre vielleicht eine Option nach Südamerika…
"a ver" sagen die Latinos - wir werden sehen ;-)

Unser Platz vom Gipfel des Hügels aus...

Im Schatten des Vulkans
Der unglaublich mühsame Verkehr bereitet unserem Shoppingtag ein verfrühtes Ende. Nach mehrmaligem Verfahren, etlichen Zahlstellen und Staus haben wir genug vom Verkehrschaos rund um die Hauptstadt, wir flüchten aufs Land, genauer gesagt zum Vulkan Poas. Schneller gesagt als getan, es dauert Stunden bis wir durch den Grossraum Alajuela durch sind und dann nochmals eine gefühlte Ewigkeit hoch in die Berge, hat denn jeder dieselbe Idee? Bei Don Arnoldo finden wir einen gemütlichen Platz zum Übernachten. Praktischerweise gerade hinter seinem Restaurant. Zum Kochen haben wir heute eh keinen Nerv mehr, ausserdem giessts bereits wieder wie aus Kübeln. So entspannen wir uns bei tollem Essen mit mehr als grosszügigen Portionen und die Welt ist wieder in Ordnung.
Am nächsten Morgen lacht bereits wieder die Sonne durchs Dachfenster und Dani nimmt die nächste Pendenz in Angriff: das hoffentlich gewaltarme Entfernen der verhockten hinteren Bremstrommel. Zudem wollen die Radlager nachgezogen werden und bei der Gelegenheit könnte man ja auch noch gleich die Räder jonglieren. Ein selbst für Dani recht sportlicher Plan in der Regenzeit. Doch Petrus hat Erbarmen und just als Dani die letzte Radmutter am Reserverad anzieht, öffnen sich die Schleusen am Himmel, uffh das war knapp! „Unterstützt“ werden wir den ganzen Vormittag von Don Arnoldo, der uns interessiert und eifrig mit Werkzeugen, Rat und Tat - aber vor allen Dingen mit seiner permanenten Anwesenheit - zur Seite steht. Ungläubig studiert er unsere Ersatzfederwaage zum Einstellen des Losbrechmoments der Radlager, die aus einer Tüte mit Reis und Teigwaren besteht, tja, 5 kg müssen her, egal wie!


Es quakt im Unterholz
Nach einem Abstecher zum Walmart in Alajuela freuen wir uns auf ein paar Tage in der Höhe. Die Strasse hoch zum Braulio Carrillo NP führt wunderschön durch Dschungel mit schönen Aussichten aufs Flachland. Für Dani ist die Fahrt einmal mehr recht anstrengend, da es ungeheuer viel Lastwagenverkehr hat hier hoch und die immer mal wieder kopflos überholenden Ticos in ihren getunten Boliden machen die Fahrt auch nicht gerade entspannter. Unser Ziel ist die Region Sarapiqui - das private kleine Naturreservat Frogs Heaven um genau zu sein. Dort soll unter anderem das bekannteste Tier Costa Ricas zu bestaunen sein, der Red Eye Frog
Vom Pass auf angenehmen 1‘000 Metern geht’s steil runter bis fast auf Meereshöhe, ufhh, so haben wir das eigentlich nicht geplant! Wie eine Wand prallt die Hitze und die Feuchtigkeit auf uns, das soll das Klima für Frösche sein? Wir vereinbaren mit dem Besitzer José eine Tour für den nächsten Morgen, dann soll das Licht zum Fotografieren perfekt sein. Wir dürfen uns in seinen Vorgarten stellen, Trinkwasser, Toiletten alles da, wunderbar!
Nach einer wiedermal herrlich klebrig-feuchten Nacht begeben wir uns mit José in sein kleines Reptilienparadies. José hat ein gigantisches Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt Costa Ricas und erklärt uns mit Leidenschaft das geniale Zusammenspiel der verschiedenen Ökosysteme. In seinem „Laboratorium“ hat er eine richtige Kulisse aufgebaut, um die verschiedenen Stars in perfekter Umgebung abzulichten. Mit geübtem Auge spüren José und sein Vater die kleinen farbigen Frösche auf, es ist erstaunlich und faszinierend wie gut sie sich in dieser Umgebung tarnen können. Als Supplement zeigt uns José den Red Eye Frog. Getarnt auf der Unterseite eines Bananenblattes hätten wir ihn nie entdeckt, wir sind völlig verzückt als er plötzlich eines seiner riesigen roten Augen öffnet! Wow, was für ein Erlebnis, dafür hat sich der Ausflug ins Tiefland doch gelohnt.


Familienbande und Irrfahrt nach Turrialba
Jetzt geht’s aber schleunigst wieder in die Höhe. Über Puerto Viejo fahren wir von Norden her Richtung Vulkan Poas. Da dieser grad mal wieder fröhlich vor sich her pufft, ist die Gegend weitläufig abgesperrt, somit geht auch unser angepeilter Schlafplatz flöten. So fahren wir wieder runter zu Don Arnoldo. Er freut sich sehr uns wieder zu sehen, und wir freuen uns auf die leckeren Fajitas in seinem Restaurant.

Am nächsten Morgen ist es soweit, wir treffen meinen Cousin, den ich seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen habe. Vor fast 25 Jahren ist Roger nach Costa Rica ausgewandert und lebt in Alajuela mit seiner Familie. Wir verbringen zwei schöne Tage in seinem Wochenendhäuschen am Fusse des Poas, geniessen die gemeinsame Zeit und tauschen bei einem guten Whisky alte Familiengeschichten aus. Dabei switchen wir ständig zwischen Deutsch und Spanisch, damit auch seine Frau Marisa an den Gesprächen teilhaben haben kann. Wir werden die Beiden in zwei Wochen wieder sehen, aber dazu später mehr.

Wir wollen raus aus der Stadt und durchqueren San José ein weiteres Mal. Auch am Sonntag hats viel Verkehr und der bessert sich auch nicht Richtung Turrialba. Wir hoffen in der Region des Vulkans einen abgeschiedenen Schlafplatz zu finden aber Fehlanzeige. Wir scheinen hier in der Wochenenddestination der wohlhabenden Städter gelandet zu sein. Überall hats Ferienhäuschen, kein Weg der nicht zu einer Einfahrt führt, keine einsamen Flussufer oder Aussichtsplätze. Obwohl wir für heute ziemlich genug vom Fahren haben, beschliessen wir weiter nach Turrialba zu fahren, wo wir einen Camping am See vermuten. Doch heute scheint das Glück nicht auf unserer Seite zu sein, kurz vor Turrialba ist die Strasse vor einer Brücke gesperrt, es gibt kein Durchkommen! Toll, das hätte man ja auch an der letzten Kreuzung anschreiben können, nun müssen wir wieder zurück und einen Umweg von 100 km fahren! Dies liegt heute definitiv nicht mehr drin und wir versuchen unser Glück am Fluss. Bereits auf dem ersten Weg sind wir erfolgreich und erreichen über einen schmalen Feldweg das einsame Flussufer. Der lange ermüdende Tag scheint doch noch zu einem guten Ende zu kommen, wer hätte das gedacht!
Wir sind so geschafft, dass wir am nächsten Tag gleich hier bleiben. Auch hier ist es ziemlich heiss und feucht, aber wir haben ja einen Fluss zum Baden. Aber auch hier wird nicht gefaulenzt. Bereits um halb sieben morgens nehm ich die Wäsche in Angriff. Nachdem wir die letzten Wochen vergebens nach einer Wäscherei mit Tumbler gesucht haben, lösen wir das Problem jetzt altmodisch und waschen die Wäsche im Fluss - machen die Frauen von Mexico bis Nicaragua schliesslich alle so. Das Problem ist nämlich dass die Wäsche in der Regenzeit nicht trocknet, und wir keine Lust haben ständig feuchte Wäsche im Auto herumzufahren, die ständige Feuchtigkeit ist so schon Gift für Auto und Interieur.
Am Mittag ist das Nötigste gewaschen und flattert an der Leine im Wind. Wir nutzen den schönen Tag, rücken dem Schimmel am Zelt zu Leibe und backen ein knuspriges Brot zum Znacht. Es gibt doch einfach nichts Schöneres als einen freien Tag an einem schönen Platz am Wasser…


Schwyzer Züpfe im Orosital
Zum Glück haben wir gestern gewaschen, es hat seit dem Abend geregnet und der klare Fluss hat sich über Nacht in eine reissende braune Masse verwandelt. Wir packen zusammen, denn wir wollen wieder in die Berge. Bis wir endlich losfahren, sind wir entsprechend auch schon wieder komplett verschwitzt und dies noch vor 08.00 Uhr morgens!
Wir suchen unseren Weg über unbefahrene Nebenstrassen und erfreuen uns an der Landschaft. Es ist mal wieder unglaublich grün und je weiter wir in die Höhe kommen, desto mehr dominieren Kaffeepflanzen und Bananen das Bild. Hier ist es weniger touristisch, am Strassenrand laufen wieder Menschen die freundlich winken, dies haben wir vermisst rund um die moderne und geschäftige Hauptstadt.
Auf Panoramastrassen erreichen wir bald das schöne Valle Orosi, welches wieder auf angenehmen 1'000 Metern liegt. In Orosi besuchen wir die Schweizer Bäckerei von Fränzi, wo wir uns mit Kaffee und unglaublich leckeren, frischen Brioche stärken. Fränzi und ihr Mann Fredy bieten neben Backwaren auch Motorradtouren an und lassen Overlander auf ihrem schönen Gelände campieren. Fränzi ist uns auf Anhieb sympathisch und wir bleiben gleich zwei Tage dort. Leider ist Fredy grad für ein paar Tage weg um neue Strecken zu rekognoszieren, aber wir treffen ihn sicher wenn wir dann wieder in den Norden hochfahren.
Nach zwei Tagen fühlen wir uns hier fast schon wie zuhause und das Weggehen fällt schwer. Ein schöner Platz bei herzlichen Menschen, viele Tieren, heisse Duschen, WLAN und leckere Backwaren ein paar Hundert Meter die Strasse hoch. Reisender was willst Du mehr?


Hoch hinaus
Die weitere Fahrt entlang des Valle Orosi ist herrlich. Viel Natur, wenig Verkehr und schöne Ausblicke runter auf San José und bis zum Poas, der sich mal wieder in dichten Nebel hüllt. In Cartago geht’s auf die Panamericana hoch in die Berge. Es macht schon wieder zu, Ausblicke gibt’s um diese Jahreszeit nur morgens. Also schlagen wir uns heute früh in die Büsche und verbringen den Nachmittag mit lesen und Reisebericht schreiben drinnen, während der Regen monoton ans Zelt klopft.
Die nächsten Tage befinden wir uns ausschliesslich im Nebelwald über 2‘500 müM. Es ist kaum zu glauben dass wir vor ein paar Tagen noch über die Hitze geklagt haben. Seit langer Zeit schlafen wir wieder mit Socken und Pulli, sogar die Wolldecke darf ihren Dienst wieder aufnehmen.
Wann immer möglich, biegen wir von der verkehrsreichen Panamericana ab auf unbefahrene Schotterstrassen in die umliegenden Täler. Wir geniessen die dichten Wälder und die coolen Tracks, die sich steil um die Hügel winden. Der Abstecher in die Region des Parque National los Quetzales hinterlässt allerdings einen bitteren Nachgeschmack. Es ist sehr touristisch, und kaum ein Fleckchen Erde, dass nicht privat und abgesperrt ist, hier dominiert der organisierte Tourismus. Wir fahren den steilen Weg runter nach San Gerardo um den einen oder anderen Wanderweg zu den zahlreichen Wasserfällen zu erkunden. Doch sämtliche Pfade liegen auf privatem Gelände und überall hagelt es saftige Eintritts- und Parkplatzgebühren. Das gefällt uns nicht, zumal sich unser Quetzalerlebnis im Monteverde Nationalpark wirklich kaum mehr toppen lässt. Dafür haben wir ein lustiges Erlebnis in einem kleinen Restaurant. Wir geniessen den Anblick der vielen Vögel und Kolibris im Garten, als uns ein älterer Mann anspricht. Er fragt ob wir Schweizer seien, er kenne nämlich eine Schweizerin, die schon öfters hier in den Ferien war und ob wir sie kennen würden. Freundlich erkläre ich ihm, dass die Schweiz nun doch nicht soo klein sei, doch dann stellt sich heraus, dass es sich bei der Person unglaublicherweise um eine Arbeitskollegin von mir handelt! Er freut sich riesig und sogar die Köchin muss noch für ein Bild aus der Küche geholt werden. Manchmal ist die Welt halt schon ein Dorf.
Stotternd und rauchend quält sich Tico den steilen Weg wieder hoch. Die Falten in Danis Stirn werden immer tiefer, dabei wissen wir ja langsam, dass hauptsächlich der schlechte Diesel für die Mucken verantwortlich ist. Ein Schuss Cetan-Booster und das Zumischen des guten Mexico-Diesels aus dem Hecktank verbessern die Situation fast augenblicklich und wir tuckern hoch auf den Cerro de la Muerte. 3‘450 Meter ist er hoch, der höchste Punkt der Panamericana in Zentralamerika und liegt in der regenreichsten Gegend von Costa Rica. Das heisst, es regnet hier nicht nur jeden Nachmittag, sondern eigentlich den ganzen Tag. Leider ist die Sicht hier oben auch am Vormittag gleich null und wir beschliessen einen Tag auszuharren, vielleicht haben wir ja morgen mehr Glück. So schlafen wir heute auf fast 3'500 Metern und es kommt zum äussersten, Dani montiert die Mütze während ich eine Kanne Tee Rum zubereite und das mitten in Costa Rica, wer hätte das gedacht!
Am nächsten Morgen zeigt sich die Sonne grad mal kurz für ein Foto, danach hüllt sich die Landschaft bereits wieder in dichten Nebel. Auf kaum befahrenen Strassen ziehen wir weiter, immer auf dem Bergrücken bis kurz vor die Grenze Panamas, nach San Vito. Es zieht uns nicht ans Meer und so verweilen wir noch einen Tag im tropischen Garten des Cascata del Bosque.


Offroadspass auf der Osa Peninsula
Ein Tier fehlt uns noch in der Costa Rica Wildlife Hitliste, der rote Macaw, aus der Familie der Aras. Bereits am ersten Abend am Meer von Puerto Jimenez machen wir Bekanntschaft mit den herrlichen Vögeln, denn diese fliegen ganz selbstverständlich über unsere Köpfe während wir am Strand den Tag ausklingen lassen. Auf dem Campingplatz von Don Adonis gibt es aber noch viel mehr zu bestauen und während wir bequem vor dem Auto sitzen, können wir nebst den Macaws viele andere Vögel, Echsen und sogar ein Krokodil beobachten, welches wenige Meter vor uns im Fluss patroulliert. Auch wenn uns Don Adonis versichert, dass es für uns nicht gefährlich sei, verlasse ich das Auto an diesem Abend nicht ohne die Machete in der Hand.
Auf Osa geniessen wir den dichten Dschungel und die abenteuerlichen Dirt Roads. Immer wieder erhaschen wir schöne Ausblicke auf Strand und Küste, kleinere und grössere Rivercrossings machen das Erlebnis perfekt.


An der Pazifikküste
Drei Tagen schwitzen auf Meereshöhe sind genug und wir steuern den Piedras Blancas NP an, den sogenannten „Regenwald der Oesterreicher“. Dieses Stück Regenwald dient der Universität Wien als Forschungsplatz und mit etwas Glück finden sich motivierte Studenten, die auf den schönen Wanderwegen ihr umfangreiches Wissen über Tiere und Pflanzen mit interessierten Touristen teilen. Leider ist die Station gerade im Umbau und die Infrastruktur nur minimal vorhanden. Da wir nun aber schon mal hier sind, erkunden wir die Wanderwege auf eigene Faust, ohne Guide und Karte. Zum Glück haben wir das GPS und genug Wasser mitgenommen, in diesem „Dschungel“ kann man sich nämlich problemlos verlaufen. Hier sollte man trotz der Suche nach Affen und Vögeln beim Wandern stets ein Auge am Boden haben, in dieser Gegend finden sich besonders viele der gefährlichen Lanzenottern, eine hochgiftige und aggressive Schlange, die sich perfekt an ihre Umgebung tarnt und nicht dafür bekannt ist, dass sie ihr Territorium kampflos verlässt!
 
Die Fahrt auf der Interamericana entlang der Pazifikküste ist langweilig und kaum lässt sich ein Blick auf die Küste erhaschen. So fahren wir ein paar mal ans Meer und staunen, dass es hier an vielen Stellen problemlos möglich ist, einsam am Strand zu übernachten. Auf der Suche nach erträglicheren Schlaftemperaturen fahren wir zum Schlafen aber wieder in die Höhe, dort ist dann wieder fertig mit Einsamkeit, doch mit etwas Geduld und Spürsinn finden sich dann doch immer schöne Schlafplätzli.
Quepos ist unsere letzte Destination am Meer, denn gerne hätten wir den bekannten Manuel Antonio NP besucht. Die lange Schlange an Bussen und Menschen lässt aber nichts Gutes erahnen und wir sehen von einem Besuch ab. Im Nachhinein hören wir, dass der Park eines der beliebtesten Ausflugsziele von Touristen wie auch der Städter ist und die Pfade komplett überlaufen sind. Ausserdem sollen viele Tiere angefüttert sein um den Besuchern auch echte Wildflife-Sichtungen zu garantieren.
Quepos selbst ist ein buntes quirliges Nest mit einem schönen Strand, Souvernirläden und unzähligen Bars, Restaurant und Hostels. Es gibt Adventureparks, jede nur erdenkliche Aktivität und sogar ein Restaurant in einem ehemaligen CIA-Flugzeug, Crazy! Nach diesem Kulturschock und vorzüglichen Quiches geht’s dann aber endlich wieder hoch in die Berge.


Auf Abwegen zurück nach Orosi
Dani hat einen interessanten Weg gefunden von Quepos bis ganz hoch auf die alte Panamericana. Von den Palmenplantagen am Meer geht’s auf gutem Schotter steil hoch in die Wälder. Wieder einmal stellen wir fest, dass Costa Rica vermutlich die steilsten Strassen von Nord- und Zentralamerika hat (wir waren damals noch nicht in Peru - Anmerkung der Autoren). Extreme Steigungen/Gefälle sind keine Seltenheit und Fahrzeuge aller Art werden gnadenlos hier hoch und runter getrieben. Solange wir Schotter unter den Reifen haben ist alles gut, entspannt im 1. Gang und gelegentlich mit Untersetzung bleibt sogar mal Zeit für einen gigantischen Ausblick in die Tiefe. Abenteuerlich wird’s dann dort, wo die Strasse von einer lehmigen Schicht überzogen ist, wie sie jetzt in der Regenzeit bei Erdruschen nach heftigen Regengüssen vorkommen. Zum Glück haben wir einen trockenen Morgen erwischt und erreichen das Hochland ohne Probleme. Doch auch hier wird’s nicht flacher, die Strasse windet sich über Bergkämme und wieder runter zu Stauseen, durch Kaffeeplantagen und Bananenfelder, es ist einmalig schön hier oben!

Am letzten Tag in den Bergen wird’s dann doch noch grenzwärtig, als wir uns an einer Abkürzung runter ins Orosital versuchen. Der erst gut geschotterte Weg wird immer steiler und bei jedem kleinen Rutscher über einen loosen Stein machen sich bei mir dann doch ernsthafte Verkrampfungen und erste Panikanflüge breit, doch Dani beruhigt mich mit den Worten: alles gut Schatz, auf diesem Schotter hälts wie Sau! Tja, und dann ist dann plötzlich fertig Schotter und von der Strasse bleibt eine erdige, ausgewaschene Spur, die sich hinab in die Tiefe zieht wie in einen Höllenschlund. Fertig lustig, die Nägel weiss vom Krallen in die Polster, das Herz rast und ich leg mein Recht auf VETO ein. Widerwillig hält Dani an und erkundet den weiteren Weg zu Fuss, während ich, unfähig meine Beine zu beherrschen, zitternd sitzen bleibe (deshalb auch das Fehlen des ultimativen Fotos, auf welchem man dann doch nicht sieht wie steil es wirklich ist). Ein paar hundert Meter wären noch zu fahren bis runter zur Strasse aber Dani sieht es auch ein. Es hilft nix, rückwärts hoch zum Wendepunkt und alles wieder zurück. Erstaunlicherweise geht’s hoch nicht minder abenteuerlich und ich zweifle ein, zwei Mal ernsthaft, ob wir diesen Berg je wieder hochkommen. Was bin ich stolz auf Fahrer und Auto, aber in erster Linie einfach nur froh, wieder festen, ebenen Boden unter den Rädern zu haben. Vom restlichen Weg über die Stadt bis ins Orosital krieg ich kaum was mit und mit immer noch leicht wackeligen Beinen steig ich bei Fränzi vor der Bäckerei wieder aus. Fränzi kann sich ein Grinsen nicht verkneifen dass wir uns am berüchtigten Mountain-Bike Downhill versucht haben und beruhigt meine Nerven mit Kaffee, Brioche und einem zünftigen Schluck ihres selbstgebrauten und hochprozentigen Kaffeelikörs bevor wir zu unserem Stellplatz in ihrem schönen Garten zurückkehren.
Wir geniessen ein paar weitere Tage bei Fränzi und Fredy und auch René, unser Lieblingsitaliener ist in der Nähe und kommt für zwei Tage vorbei.
Ach übrigens, dass wir wieder hier hochgefahren sind liegt natürlich nicht nur an Fränzis Backkünsten und dem schönen Platz hier. Ich fliege für zwei Wochen auf Heimurlaub in die Schweiz. Zwei Wochen Freunde und Familie treffen, gute Schweizerküche geniessen und all das Material zurückbringen, welches Dani in den letzten Wochen nach Hause bestellt hat unter anderem ein zusätzliches Solarpanel mit unmöglichen Massen, dessen Transport mir noch ordentlich Kopfzerbrechen machen wird.

So verabschiede ich mich schweren Herzens von unseren neuen Freunden und Dani fährt mich nach Alajuela zu meinem Cousin Roger, der am Flughafen bereits alle Formalitäten für mich erledigt, so dass ich nach einem gemütlichen Abend mit Marisa erst kurz vor Take Off zum Flughafen gelange, wo Roger mich durch sämtliche Kontrollen direkt in die Business Class von Edelweiss befördert, muchas gracias primo!
Natürlich fällt mir auch der Abschied von "mi amor" unglaublich schwer nach der langen gemeinsam Zeit, doch ich weiss Dani gut aufgehoben und bin sicher, dass die zwei Wochen buchstäblich im Flug vorbei gehen werden...


Ferien vom Reisen

Während ich mich also während zwei Wochen der Völlerei und Schlemmerei in der Heimat hingebe, von einer Einladung zur nächsten hetze und viele Freunde und Bekannte treffe, wird Dani nach Strich und Faden von Fränzi und Fredy in Orosi verwöhnt und darf nach getaner Arbeit in Werkstatt und Garten erst noch nach Herzenslust Töff fahren gehen. Wir beide haben die Zeit hier sehr genossen und der Abschied von dem liebgewonnenen und gastfreundlichen Paar fällt einmal mehr sehr schwer.
So wurde uns beiden die Zeit der Trennung nicht lange und bald steh ich, völlig erledigt vom langen Flug und der Schlepperei des massiven Übergepäcks, tieftraurig nach dem erneuten Abschied von der Familie, wie ein Häufchen Elend am Flughafen und werf mich schluchzend in Danis Arme.
Nach zwei Wochen emotionaler Achterbahnfahrt in der Schweiz fühl ich mich mehr als ferienreif und freu mich nur noch auf zwei ruhige Tage in den Bergen Panamas, bevor der ganze Trubel um die Verschiffung nach Südamerika beginnt.
Meine Eindrücke der zwei Wochen in der Schweiz könnt ihr hier nachlesen.


Hier noch ein paar Impressionen von Dani und Renés Offroadtour um die Vulkane Turrialba und Irazu...


Fazit Costa Rica

Pura Vida! Der Slogan ziert nicht nur jeden Touristenprospekt und jeden Souvenirshop in Costa Rica, das Credo wird hier wirklich gelebt. Pura Vida zur Begrüssung, zum Abschied, als Trinkspruch und einfach zu jeder Gelegenheit. Die „Ticos“ wie sich die Costa Ricenos selber nennen, schätzen den Frieden und die Lebensqualität ihres Landes. Es ist mit Abstand das fortschrittlichste Land Zentralamerikas und dies hat so seine Vor- und Nachteile, wenn man so reist wie wir.
Costa Rica ist ein sehr sicheres Land, wenn man von der üblichen Kriminalität in den grösseren Städten und an den Touristenstränden mal absieht. Diesbezüglich verwunderte uns allerdings, dass selbst in ländlichen Gebieten viele Grundstücke eingezäunt und vergittert sind. Costa Rica hat schon vor vielen Jahren das Militär abgeschafft, die Polizei ist jedoch sehr präsent und stets höflich und freundlich. Das Land ist unheimlich grün und sehr sauber, vermüllte Natur und Abfallfeuer sind hier fremd.
Die Infrastruktur im ganzen Land ist gut ausgebaut, die Strassen sind asphaltiert und man kommt einfach an jede Sehenswürdigkeit des Landes. Es herrscht viel Verkehr auf den Strassen, rund um die Hauptstadt trifft man bei jeder Tageszeit auf Stau und Verkehrsüberlastung. Costa Rica ist tatsächlich sehr grün, ein grosser Teil des Landes steht unter Naturschutz, doch für uns war es deshalb nicht immer einfach Schlafplätze zu finden. Es gibt nicht sehr viel freie Fläche in Costa Rica, vieles ist bewohnt, privat oder wird landwirtschaftlich genutzt - am Meer sind dies vor allem Palmölplantagen, in der Höhe dominiert der Kaffeeanbau.
Die Flora und Fauna, wegen welcher Costa Rica so berühmt ist, gibt es so auch in den übrigen Ländern Zentralamerikas, mit dem Unterschied, dass in Costa Rica alles sehr touristisch ist. Wo man in Nicaragua einfach durch den Dschungel fahren konnte, bezahlt man hier für alles und jedes Eintritt, gerne auch noch mit obligatem Führer, ob nötig oder nicht. Die Eintrittspreise sind derart happig, dass wir öfters am Eingang wieder umgedreht haben. Nicht dass man uns jetzt falsch versteht, Costa Rica ist ein traumhaftes Reiseland, perfekt für 2, 3 Wochen Pauschalurlaub, wo man in kurzer Zeit möglichst viel erleben will, und dies erst noch per Direktflug von Zürich! Es ist vielmehr so, dass wir die Einfachheit der vorhergehenden Länder vermisst haben, zum Beispiel die bunten Märkte, fröhlich winkende Einheimische, Ochsengespanne und Pferde, einfach das Leben auf der Strasse.
Besonders gefallen haben uns aber die Berge, die endlosen Kaffeeplantagen und natürlich die Gegend rund um den Lago Arenal. Aufgrund der enormen Hitze waren wir wenig am Meer, doch hier hat uns gefallen, dass es doch noch viele Strandabschnitte gibt, wo man direkt am Meer campen kann. Es gibt viele Auswanderer in Costa Rica, Deutsche und Schweizer Küche/Bäckereien sind keine Seltenheit. Obwohl wir nicht der heimischen Küche nachrennen, ist eine gewisse Abwechslung zum typischen Speiseplan wie dem allgegenwärtigen Gallo Pinto (Reis mit Bohnen) sehr willkommen. Die grösseren Supermärkte sind gut bestückt mit allem was das Herz begehrt, natürlich hat dies auch seinen Preis, aber dafür kann man auch endlich wieder mal vernünftige Salami finden, ein Genuss nach den Monaten der Enthaltsamkeit. Tolle Früchte finden sich zudem auch immer wieder am Strassenrand, wer kann schon dem Duft einer reifen Ananas widerstehen.
 
Hier noch ein paar Zahlen für die Statistikfans:
Ganze 53 Tage haben wir in Costa Rica verbracht und dabei 2'853 km zurückgelegt bei einem durchschnittlichen Dieselpreis von CHF 0.81 pro Liter. Der Low-Sulphur-Diesel hat Tico recht zu schaffen gemacht, was sich in Stottern, Rauchen und einem erheblichen Mehrverbrauch äusserte - vor allem auf der Anfahrt zum Cerro de la Muerte, der doch auf 3‘500 müM liegt.
Ganz und gar kein Mehrverbrauch hatten wir hingegen bei den Kosten. Der niedrige Tagesdurchschnitt von CHF 38.- erklärt sich allerdings einerseits durch meine Ferien in der Schweiz, deren Kosten nicht in der Statistik enthalten sind (zum Glück!) und Danis Aufenthalt in Orosi, wo er für gelegentliche Arbeit Kost und Logis erhielt ;-) an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Fränzi und Fredy von Tico Reisen / Costa Rica Motos.
Wie immer haben wir für Lebensmittel/Restaurant am meisten Geld ausgegeben, gefolgt von Diesel und Eintritten/Freizeit wie bereits im Reisebericht beschrieben. Alles in allem haben wir uns aber im teuren Costa Rica nicht schlecht gehalten, nicht zuletzt durch unser Streben nach einsamen, abgelegenen und somit auch kostenlosen Schlafplätzen.

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