Zentralamerika 6 - Costa Rica Teil 1
Costa Rica gehört nun wieder zu den Ländern, von welchen
man schon recht genaue Vorstellungen hat. Die „Schweiz Zentralamerikas“
soll sehr fortschrittlich sein, unglaublich grün und mit einer
unvergleichlichen Tierwelt.
Wir halten unsere Erwartungen bewusst
niedrig, denn wir können uns nicht vorstellen, wie es noch grüner,
farbiger, exotischer und vielfältiger werden soll. Gelesen haben wir
noch gar nichts und ausnahmsweise haben wir auch noch keinen Plan, wie
wir das Land bereisen wollen. Wir wollen uns überraschen lassen, auch
ein wenig treiben, denn wir haben ganze 7 Wochen Zeit, wobei ich zwei
davon in der „richtigen“ Schweiz verbringen werde, aber dazu später
mehr…
Wir sind froh, ist das Grenzprozedere vorbei. Der Ablauf ist
hier bestimmt nicht mühsamer als sonst wo in Zentralamerika, aber meine
Magen-Darm-Geschichte macht mir den Tag zur Hölle und das ständige
Abscannen der Gegend auf der Suche nach der nächsten Toilette ist doch
ziemlich mühsam, zumal man im Grenzbereich natürlich nie das nötige
Kleingeld in der richtigen Währung hat.
Zum Glück ist es hier völlig
normal, dass man ständig zwischen Ein- und Ausreise, Costa Rica und
Nicaragua hin und her pendelt und so stört sich auch keiner daran, dass
ich immer mal wieder quer durchs Niemandsland husche aufgrund eines
dringenden Bedürfnisses. Eigentlich gibt’s in Nicaragua gar keinen
Eingang zur Ausreise, man läuft jedesmal durch die Einreise, vorbei an
Röntgenscannern und Kontrollposten, die sich aber nicht sonderlich für
uns interessieren.
Irgendwann ist aber jedes Dokument abgestempelt,
jede Kopie abgeheftet und Versicherung abgeschlossen und wir offiziell
eingereist, check!
Canas Castillas - Wilde Tiere, Schweizerküche und ein freudiges Wiedersehen
Das
Ziel ist nah: nur wenige Kilometer nach der Grenze liegt die Finca der
Schweizer Auswanderer Guido und Agi, ein Ort der auf der Karte jedes
Overlanders dick und fett umkreist ist. Uns erwartet hier nicht nur
Schweizer Gastfreundschaft und Küche, eine fantastische Tierwelt im
Dschungel und eine Infrastruktur, die sich jeder Overlander wünscht,
nein, hier warten die Flizzers Nadine und Patrick auf uns und darauf
haben wir uns seit langem gefreut! Tatsächlich erspähen wir den blauen
VW-Bus schon von weitem und es tut so gut unsere Reisegspänli, die wir
seit Mexico nicht mehr gesehen haben, in die Arme zu schliessen.
Die
Finca liegt an einem Fluss mitten im Dschungel. Im Blattwerk des
riesigen Baumes, unter welchem wir parken tummeln sich Affen und
vollführen ihre artistischen Kunststücke auf den dünnen Aesten. Wir
können uns kaum satt sehen an dem Schauspiel, während die Flizzers nur
grinsen und meinen, ja, das ist Costa Rica, Pura Vida! Es gäbe noch viel
zu entdecken auf dem riesigen Gelände, inkl. Wanderwegen und einem
Naturlehrpfad, aber es ist uns einfach auch hier immer noch zu heiss um
uns grossartig zu bewegen.
Die Tiere auf der Finca halten uns ganz
schön auf Trab, zum einen ist da der angriffslustige Truthahn, der für
seine Mission seine Weibchen zu beschützen vor nichts zurückschreckt und
Nadine und mich immer wieder quer übers Gelände jagt. Zum anderen sind
da noch die Kröten, die uns abends auf den Wegen und vor allem im
Badezimmer auflauern und besagte Affenfamilie die die Bäume auf dem Weg
zum Restaurant belagert und einen Heiden Spass dran hat, ahnungslose
Passanten mit angebissenen Mangos zu bewerfen.
Der Fluss ist das
Zuhause eines Krokodils, welches eigentlich ganz harmlos ist, sich aber
auch schon mal einen von Guidos Hunden schnappt. Beim Anblick der
dänischen Dogge in der Grösse eines Kalbs läuft einem da schon ein
Schauer über den Rücken. Wir geniessen die Tage im Dschungel, spielen
Karten, lassen uns von Agi kulinarisch verwöhnen und plaudern über
unsere Erlebnisse seit dem letzten Wiedersehen. Hier können wir auch in
Ruhe Ticos Reise im Container von Panama nach Kolumbien und unsere
Segeltour zu den San Blas Inseln organisieren.
Agis Kochkünste sind
unter Overlandern zu Recht legendär und nebst Pizzaplausch und
Rindsbraten mit Rösti geniessen wir täglich ein reichhaltiges Frühstück
und natürlich das knusprige Brot! Wäre es nicht auch hier derart heiss
und feucht, wir wären glaub noch immer dort.
Yellowstone Tropic Edition
Doch so machen wir uns gemeinsam mit den Flizzers auf die Suche nach kühleren Temperaturen und landen im Nationalpark Rincon de la Vieja
mit gleichnamigem Vulkan. Nach einer doch deutlich kühleren Nacht
erkunden wir die vulkanischen Aktivitäten im Nationalpark. Der Vulkan
ist leider aufgrund seiner sporadischen Aktivität schon länger gesperrt,
aber es gibt einen tollen Wanderweg, der uns an blubbernden
Schlammlöchern (Mud Pools), Fumarolen und einer Menge dampfender Erde
vorbeiführt. Danach fahren wir über arg schlammige Wege in einen
weiteren Sektor des Parks, wo uns ein weiterer Wanderweg durch dichten
Dschungel zu einer heissen Quelle führt, wo man herrlich ins schwefelige
Wasser eintauchen kann.
Wir schlafen auf der Anlage eines schönen
Balnearios (Schwimmbad), doch der gewohnte abendliche Regen treibt uns
schnell unter die Markisen. Wir lassen uns dadurch nicht mehr stören,
beim gemeinsamen Kochen und Kartenspielen vergeht die Zeit wie im Flug
und die Luft kühlt ab zum Schlafen, alles hat etwas Gutes.
Der
nächste Morgen bringt ein böses Erwachen, da wir alle - ausser Dani -
mehrere Zecken entdecken, die einen Weg gefunden haben, sich an uns
festzubeissen um sich an unserem Blut zu laben. Nadine und ich rücken
den Plaggeistern mit Pinzette und Lupe auf den Pelz, Dani steht mit dem
Feuerzeug bereit und geleitet die Störenfriede brennend ins Jenseits.
Bei dieser Aktion stellen Dani und ich mit Schrecken fest, dass unsere
Sehleistung in die Nähe auch nicht mehr die Beste ist, hmm… der Gedanke
an eine Lesebrille bessert die Stimmung nicht gerade merklich.
Ferienstimmung am Lago Arenal
Dani
hat einen coolen Weg gefunden, wie wir auf relativ direktem Weg zum Lago Arenal kommen ohne einen Umweg über die Autobahn fahren zu müssen.
Leider gibt es keine Möglichkeit den im Moment reissenden Fluss zu
überqueren. Wir probieren verschiedene Wege aus, doch alle Brücken sind
eingestürzt. Der Fluss muss erst kürzlich über die Ufer getreten sein
und hat einiges an Zerstörung mit sich gebracht. Überall wird zwar
fleissig repariert, aber für uns gibt’s erstmal nur den Umweg. Solche
Geschichten und der tägliche Regenguss sind die unangenehmen Seiten der
Regenzeit, dafür ist es überall grün und es hat nur wenige Touristen.
Die
Fahrt zum Arenalsee ist wirklich wunderschön, grüne Hügel, Kühe und
Windräder prägen die Landschaft. Wären da nicht die vielen
Bananenstauden, hätten wir das Gefühl durchs Oberbaselbiet zu cruisen.
Wir fahren über eine Hügelkette und der See liegt vor uns, der Anblick
einfach überwältigend! Eingebettet in grüne Natur, keine Häuser am Ufer,
nichts!
In Nuevo Arenal besuchen wir erstmal die German Bakery. „nur
mal schnell ein Brot kaufen“ endet schliesslich in einem
Brotzeitteller für vier mit einer Auswahl an richtigem Brot, Aufschnitt,
Käse, Gürkli, Kartoffel- und Wurstsalat dass sich schier die
Tischplatte biegt. Nach den kargen Wochen mit Reis und Tortillas können
wir einfach nicht widerstehen, tja was soll ich sagen, man gönnt sich ja
sonst nichts ;-)
Wir lassen uns in der Nähe des Ufers auf einer
weitläufigen Wiese nieder. Trotz dem nahenden Wochenende ist kaum
Betrieb hier, ein paar „Töfflibuebe“ treffen sich am Abend, und ein paar Ticos kommen zum Schwimmen. Daneben halten wir einen interessanten
Schwatz mit ein paar ortsansässigen Schweizern die hier mit ihren
Hunden spazieren gehen.
Uns gefällts hier und auch die Flizzers
entschliessen sich nochmals einen Tag hier auszuruhen, bevors für sie
dann runter nach Panama geht. Die zwei Tage sind ausgefüllt mit Baden,
Spielen, Bürokram und lecker kochen. Mit Nadine macht das Kochen einfach
mehr Spass, wir zaubern leckere „Hacktätschli“ und führen unseren Betty
Bossi Spätzler vor, der leider viel zu selten im Einsatz ist. Die
„Spätzlipfanne Forestière“ überzeugt und Dani verlängert die
Aufenthaltsbewilligung des Spätzler im „Freistaat Tico“ zähneknirschend
für ein weiteres Jahr ;-)
Der Abschied von den Flizzers ist hart, was
werden wir doch ihre Eiswürfel im Cuba Libre vermissen ;-) Spass
beiseite, wir haben die gemeinsame Zeit unglaublich genossen. Selten
findet man Overlander auf derselben Wellenlänge und es hat einfach Spass
gemacht mit Euch zu reisen. In zwei Wochen geht’s für die Beiden nach
Südamerika, während wir noch 6 Wochen in Costa Rica bleiben. Trotzdem
hoffen wir, dass sich unsere Wege irgendwann wieder kreuzen, spätestens
aber in der Schweiz, wir freuen uns darauf!
Zur Ablenkung gehen wir
Rita besuchen, eine der Schweizer Auswanderer die wir am See getroffen
haben und welche uns zu sich eingeladen hat. Wir kommen strategisch
ungünstig zur Mittagszeit, nachdem wir in der German Bakery noch unseren
letzten Reisebericht hochgeladen haben. Rita freut sich sehr und lädt
uns spontan zum Mittagessen ein. Als weitere Gäste erscheinen Wolf und
Heidi, ein weiteres Schweizer Auswandererpaar. Wir geniessen das gute
Essen und die interessanten Gespräche und verlassen Ritas gemütliches
Zuhause erst am späten Nachmittag nur um ein paar Häuser weiter bei
Wolf und Heidi noch ein Feierabendbierchen zu nehmen. Wir haben den Tag
sehr genossen, wir sind beeindruckt von der Gastfreundschaft und was die
Menschen hier aufgebaut haben. Müde kehren wir abends nochmal zurück zu
unserem Platz am See, es wird langsam Zeit Pläne zu schmieden für die
nächsten Tage, es gibt noch soo viel zu sehen in Costa Rica.
Abstecher in die Innerschweiz anno dazumals
Morgens
um zehn an der Kreuzung - wir sind etwas unschlüssig. Lohnt sich ein
Abstecher in die nördliche Region oder arbeiten wir uns lieber weiter um
den See? Wir verschieben die Entscheidung und fahren die wenigen
Kilometer am See entlang zum Hotel Los Heroes.
Ein Schweizer hat hier vor vielen Jahren ein Restaurant/Hotel gebaut
und es soll auch viele Schweizer Spezialitäten auf der Karte geben.
Als
wir um die letzte Kurve fahren fällt uns schier die Kinnlade runter.
Wurden wir soeben ins letzte Jahrhundert in die Innerschweiz
katapultiert? Wir sehen rustikale Chalets, Scheunen, Simmentaler Kühe
und ein Kirchli. La „pequena helvecia“ (die kleine Schweiz) sieht
tatsächlich aus wie ein Ort in der Innerschweiz vor 300 Jahren. Der
Obwaldner Franz und seine Frau Silena haben sich hier ihren Traum
verwirklicht. Nebst dem Hotel gibt es mehrere Wirtschaftsgebäude, ein
Kirchli und eine Original Schweizer Schmalspurbahn, die auf 3.5 km über
Viadukte und durch Tunnels hoch auf einen Hügel fährt, wo sich ein
360°-Drehrestaurant befindet mit überwältigendem Ausblick auf den See
und den Volcan Arenal.
Dies alles erfahren wir von Silena bei einer
perfekten Rösti mit Spiegeleiern und dabei werden wir spontan
eingeladen, kostenlos im Hotel zu übernachten, Poolbenützung inklusive.
Diese überraschende und äusserst grosszügige Einladung nehmen wir
natürlich gerne an, und auch der Hotelpool ist nach dem
schweisstreibenden Spaziergang hoch zum Panoramarestaurant eine
herrliche Sache.
Heute stört uns der abendliche Regen nicht im
Mindesten, wir geniessen nämlich unser gemütliches Hotelzimmer, nutzen
das WLAN und zappen uns durchs lokale Fernsehprogramm. Das Badezimmer
ist behängt mit unserer immerfeuchten Wäsche in der Hoffnung, dass
diese endlich einmal richtig trocken wird.
Vom See auf die Alp
Am Morgen
verlassen wir den See kurzzeitig und machen den Abstecher zur Finca los
Nachos. Von mehreren Overlandern empfohlen als Campplatz und um guten
Käse zu kaufen. Campen wollen wir grad nicht, wir wollen heute mal etwas
vorwärts kommen, doch für guten Käse fahren wir gerne einen Umweg.
Victor und seine Familie haben hier oben in den Hügeln einen Hof mit
Vieh- und Milchwirtschaft. Der frische Käse ist tatsächlich sehr lecker
und statt des geplanten Pfunds kaufen wir schliesslich 2 kg.
Anschliessend zeigt uns Viktor seinen Hof und die Wiese am Fluss, wo er
Overlander campen lässt. Zwischen grasenden Pferden und Schafen hat er
einen Unterstand gebaut mit Tisch und Stühlen, Waschtisch, Dusche und
Toilette, alles mit fliessend Wasser. Sogar ein Grill und Holz steht zur
Verfügung. Wir sehen uns an und werfen unsere Pläne mal wieder
kurzerhand über Bord. Was solls, wir habens ja nicht eilig und einen
solchen Ort sollte man wirklich nicht verschmähen. So fahren wir bereits
kurz vor zehn runter auf die Wiese und richten uns ein für den Tag.
Wir
nutzen die Zeit und erledigen kleine Dinge am Auto, rücken dem Schimmel
auf den Pelz und probieren die neue Hängematte aus Granada aus. Just
als ich mich für ein Bad im klaren Fluss umgezogen habe, beginnts wie
aus Kübeln zu giessen und hört für den Rest des Tages nicht mehr auf.
Der Regen prasselt aufs Dach und verwandelt die Wiese in einen See, ob
wir hier je wieder rauskommen? Auch das klare Flüsschen hat sich in
Kürze in eine braune, reissende Masse verwandelt. An Baden nicht zu
denken, aber wir haben ja eine Dusche. Wir verbringen einen recht
gemütlichen Tag in unserem Unterstand und sind froh, haben wir uns
entschieden hier zu bleiben.
Am nächsten Morgen ist der Himmel wieder
blau, das Wasser abgeflossen, nur der Fluss trägt noch immer viel
braunes Wasser. Das ist die Regenzeit in Costa Rica oder wie die Ticos
sagen: El invierno - der Winter!
Von oben oder unten - Hauptsache nass!
Kein
Bargeld, kein Essen und das Handyguthaben ist auch zu Ende - höchste
Zeit für einen Shoppingtag. Die Abkürzung nach Fortuna endet an einem
Fluss. Auch dieser führt ziemlich Wasser, durch die braune Suppe ist
kein Grund zu sehen. Für mich ist der Spass vorbei bevor er angefangen
hat, doch Dani stampft erstmal durch die Furt und erkundet die Tiefe.
Soo tief ist es gar nicht, doch die Furt ist schmal, die Strömung stark
und bei einem Fahrfehler würden wir einen halben Meter tiefer im Fluss
enden. Eine Gruppe Quadfahrer beäugt sich die Sache, dreht aber
kopfschüttelnd um. Mental schon auf dem Rückweg, suche ich einen anderen
Weg, doch Dani siehts cool. Kann so schlimm nicht sein bestimmt er und
setzt sich ans Steuer. Mir bleibt ein Stossgebet zum Himmel und schon
sind wir im Fluss. Dani steuert Tico wie immer souverän durch die
Engstelle und über die rutschigen Flussteine und wir erreichen das
rettende Ufer problemlos. Dani fährt sogar nochmal rückwärts in den
Fluss damit ich mit eigenen Augen sehen kann dass es nicht tief ist.
Warum bin ich auch nur immer so ein Schisserchen, haben mich die Beiden
je enttäuscht?
Fortuna ist eine reine Touristenstadt. Vor lauter
Restaurants, Backpackers und Touranbieter finden wir uns nicht zurecht.
Wir müssen im strömenden Regen mehrere Banken anlaufen bevor wir einen
Automaten finden der uns Geld ausspuckt. Dafür ist die neue Simkarte
fürs Handy relativ unkompliziert und auch ein Supermarkt ist rasch
gefunden. Auch in Costa Rica ist Einkaufen kein Vergnügen. Zwar gibt’s
hier wieder viele Produkte, die wir seit Mexico vermissen, aber die
Preise dafür sind schon sehr hoch. Da überleg ich mir sogar schon Lebensmittel aus der Schweiz mitzubringen da sie dort günstiger sind
;-). Aber jä nu, wir beissen in den sauren Apfel und legen das schöne
Stück Schinkenspeck auch mit ins Körbli. Unser guter Käse verdient
schliesslich eine entsprechende Begleitung.
Wir können der Stadt
sonst nichts abgewinnen und fahren auf dem schnellsten Weg Richtung
Vulkan Arenal, vorbei an edlen Spas und Hot Pool Resorts. Nach Baden im
heissen Wasser steht uns der Sinn so grad gar nicht im Moment, wieder
ist es heiss und feucht, doch wenigstens scheint heute die Sonne und wir
haben einen herrlichen Blick auf den symmetrischen Kegel des Vulkan
Arenal.
Sackgasse Arenal?
Obwohl seit Jahren
nicht mehr aktiv, kann der Vulkan Arenal nicht bestiegen werden. Da sind
wir gar nicht so böse, zum Laufen ist es eh viel zu heiss. Nach einer
weiteren Flussdurchquerung erreichen wir das einsame Südufer des Sees
und finden einen Platz, wo wir uns gleich für zwei Tage einrichten,
sprich Markisen und Tisch raus, Hängematte in den Baum, Wäsche aufhängen
- nur um kurze Zeit später alles wieder abzubauen - ausser den Markisen
- da es früh zu regnen beginnt und eigentlich auch nicht mehr aufhört.
In der Nacht schreckt uns ein gewaltiger Knall aus dem Schlaf. Ein
Gewitter genau über uns, es donnert und blitzt gleichzeitig, der Regen
peitscht ans Zelt und es ist taghell über dem See - an Schlaf ist nicht
zu denken.
Am Morgen ist der ganze Spuk vorbei, nur die Wasserlachen
erinnern an den Albtraum. Wir habens heute nicht eilig zu unserem
nächsten Platz beim Monteverde Nature Reserve sind es keine 50 km.
Während dem Frühstück kommt ein Jeep angefahren und wir werden gefragt,
ob wir wohl eine Säge dabei haben, ein umgestürzter Baum blockiere den
Weg. Mit der Machete ausgerüstet geht Dani mit und das Hindernis ist
ruckzuck beseitigt. Einige Zeit später fährt der Jeep aber wieder
zurück, genau wie die beiden anderen Fahrzeuge die danach noch kamen.
Was ist da los? Die Antwort darauf erhalten wir kurze Zeit später von
einem Bauern zu Pferd, der uns informiert, dass ein Erdrutsch die ganze
Strasse verschüttet hat, es gibt keinen Weg drum herum, nicht mal mit
dem Pferd. Nun siehts aber anders aus mit unserer Tagesplanung. Da wir
jetzt wieder zurück um den See rum müssen verlängert sich unser Weg um
100 km, Zeit aufzubrechen. Auch diese Seite des Sees wurde vom Gewitter
arg in Mitleidenschaft gezogen und wir erfahren, dass die Strasse noch
bis vor zwei Stunden wegen Aufräumarbeiten gesperrt war. Entsprechend
siehts hier auch aus. Überall sind die Hänge ins Rutschen gekommen,
Wasser überall und dazwischen eine schmale Fahrspur. Erst am Nachmittag
erreichen wir wieder Nuevo Arenal, und da wir eh schon spät sind, kehren
wir nochmal zu der German Bakery ein für einen Brotzeitteller :-) .
Dschungel, Nebel und schillernde Göttervögel
Die
Fahrt hoch zum Monteverde bringt schöne Landschaften aber vor allem
kühle Temperaturen. Wir campen gleich vor dem Parkeingang damit wir
morgen möglichst früh zur Mission Quetzal Edition 2 starten können (die
Geschichte des Quetzals könnt ihr im Bericht Guatemala nachlesen). In
Honduras knapp verpasst, versuchen wir noch einmal unser Glück mit dem
seltenen Vogel. Diesmal überlassen wir nichts dem Zufall und heuern
einen Guide an, der das Verhalten, vor allem aber die Nistplätze des
farbenprächtigen Vogels aufs Genauste kennt. Während dem Spaziergang
durch den dichten Nebelwald erfahren wir viel über die Flora und Fauna
des privaten Parks. In den Fünfzigerjahren von Quäkern gegründet, war es
stets das Ziel, den Regenwald und seine Bewohner zu schützen und sein
Erbe zu bewahren. Mit den Eintrittsgeldern wird die Ausbildung der
Jugendlichen zu Guides finanziert, auch damit diese lernen, dass
Eco-Tourismus nur funktioniert, wenn zur Natur Sorge getragen wird.
Wir
erfahren ausserdem, warum der Quetzal nur an wenigen Orten überleben
kann. Er ernährt sich von den Samen wilder Avocados und um diese
verdauen zu können, trinkt er das Wasser der Bromelien, die an den
Bäumen wachsen, denn diese enthalten ein spezielles Enzym.
Es gibt
ein paar Brutstätten im Park und dank der Wildkameras wissen die Guides
auch ganz genau, welche gerade aktiv sind. Vor so einen Spot drappieren
wir uns, zusammen mit einer Gruppe anderer Parkbesucher und warten…
Tatsächlich streckt bald ein Quetzalküken seinen zerzausten Kopf aus dem
Loch, alle sind ganz aus dem Häuschen und drängen sich um das Fernglas
des Guides. Auch der Vater zeigt sich für einen kurzen Moment, doch in
der allgemeinen Hektik ist kaum ein Foto zu schiessen.
Nach der Tour
ziehen wir auf eigene Faust nochmals los und am Ende suchen wir die
Brutstätte noch einmal auf. Diesmal sind wir ganz alleine und nach
kurzer Zeit zeigen sich abwechseln beide Elternteile und posieren für
Fotos. Wir können unser Glück kaum fassen! Wieder einmal wünschten wir
uns, wir hätten in ein besseres Objektiv investiert denn es ist
schwierig im dunklen Regenwald gute Fotos zu schiessen. Wir verbringen
Stunden im Park und das Beste ist, in der niederschlagsreichsten Gegend
von ganz Costa Rica bleibts heute den ganzen Tag trocken!
Für diese
Nacht bleiben wir noch in den Bergen und an einem schönen Plätzli mit
Panoramaaussicht lassen wir den Tag ausklingen - Feierabend haben wir
aber noch lange nicht, Hunderte Fotos wollen heute noch aussortiert
werden.
Wasser Marsch auf Nicoya
Die Nicoya
Halbinsel ist ein Paradies für sonnenhungrige Strandliebhaber und
Anhänger des gepflegten Offroadens. Zu den ersteren gehören wir ganz
bestimmt nicht, es sei denn, wir können unser Auto mit an den Strand
nehmen.
Zuerst geht’s aber zu Besuch bei Timo und seiner Familie,
welchen Dani aus dem Buschtaxi Forum kennt. Timo hat sich bereit
erklärt, ein Päckchen aus der Schweiz für uns entgegenzunehmen mit
höchst wertvollem Inhalt. Es handelt sich hierbei um die dringend
benötigte neue Dichtung für unsere Bialetti Cafetera. An dieser Stelle
ein aus tiefstem Herzen kommendes DANKE an Denise, die unser Leiden mit
einer kränkelnden Kaffeemaschine persönlich nachvollziehen konnte und
uns so prompt Abhilfe geschickt hat. Es hat uns eigentlich mehr als
erstaunt, dass das Päckchen angekommen ist, in Costa Rica gibt es keine
Adressen im Sinne von Strassen und Nummern, hier geht alles über die
Wegbeschreibung und noch wichtiger, dass man bekannt ist. So lautet eine
„Adresse“ in etwa: im Dorf den Weg auf den Hügel, in der Kurve beim Baum links und 300 m bis zum grossen grünen Tor!
Timo
und seine Frau Letizia laden uns ein bei ihnen zu übernachten und
kredenzen uns sensationelle Pizza aus dem selbstgeschweissten Pizzaofen.
Herzlichen Dank für Eure Gastfreundschaft!
Am nächsten Tag geht’s
ans Meer, denn wir wollen eine schöne Naturpiste entlang der Küste
fahren. Diese könnte jetzt in der Regenzeit vermutlich noch recht
spannend werden. Leider haben wir den anhaltenden Regen der letzten Tage
etwas unterschätzt und wir verbringen den ganzen Tag damit, uns einen
Weg durch das Labyrinth an Flüssen zu suchen, die selbst für unser
Fahrzeug im Moment teilweise grenzwertig sind. Immer wieder versuchen
wir neue Wege, nur um am Schluss wieder vor einem reissenden Strom zu
enden, dessen Überquerung beim momentanen Wasserstand purer Wahnsinn
wäre. Zurück geht mittlerweile auch nicht mehr, denn seit wir am Mittag
den ersten Fluss durchquert haben hats ziemlich geregnet und der war
bereits recht tief. So eingekesselt fahren wir in die einzig mögliche
Richtung, ans Meer. Wir enden an einem einsamen Strand, parken Tico
unter ein paar Kokospalmen und verkriechen uns mal wieder ins Auto,
harren den tropischen Innentemperaturen und hören dem Regen zu…
Am
nächsten Morgen hat sich der Wasserspiegel wieder etwas gesenkt und wir
durchqueren die diversen Wasserläufe problemlos. Wenig später bringt uns
die Fähre zurück aufs Festland bei Punta Arenas. Soviel zum Abenteuer
Nicoya. Es ist uns hier zu heiss, zu feucht und zu nass in dieser
Jahreszeit!
Ob wir im zentralen Hochland mehr Glück mit dem Wetter
haben oder ob Dani gleich mit mir ins Flugzeug steigt, erfahrt ihr im
nächsten Reisebericht.