Zentralamerika 4 - Honduras
Souverän kämpfen wir uns durch den Verkehr an der Grenze,
vorbei an wild winkenden Grenzhelfern und Geldwechslern. Wie immer sind
alle sehr freundlich und wollen nur helfen, die einen aus purer
Freundlichkeit, die anderen um sich etwas zu verdienen, das
Auseinanderhalten ist nur einfach etwas tricky.
Wir sind überrascht
wie effizient hier alles geht, auf El Salvadorianischer wie auch auf
Honduranischer Seite. Noch nie war ein Grenzübertritt so entspannt,
sämtliche Formulare werden von den Beamten selber ausgefüllt, wir müssen
keinen Finger rühren ausser auf jeder Seite einmal zum Kopierlädeli
laufen. Den Schalter für Fingerabdrücke und Fotos dürfen wir auslassen,
offenbar können sie hier die biometrischen Pässe lesen.
Auch der
Beamte bei der Fahrzeugeinfuhr füllt das Formular selbst aus, will aber
von allem 3 Kopien. Der Sinn erschliesst sich uns mal wieder nicht, doch
lächelnd händigen wir ihm die gewünschten Blätter aus. Der nette Herr
schwitzt in seinem Kapäuschen und als er den Ventilator anschaltet,
fliegen ihm sämtliche Dokumente, Originale und Kopien, um die Ohren.
Doch statt den Ventilator etwas zu drehen, hastet er lieber den Papieren
nach und sucht fieberhaft nach Dingen zum beschweren während ihm wieder
etwas anderes davonfliegt. Wir amüsieren uns köstlich und versuchen
krampfhaft ernst zu bleiben doch schliesslich muss auch der Beamte
grinsen. Jetzt nochmal kontrollieren, ob wir alle Originale wieder
beisammen haben und nach einem letzten ungläubigen „todo listo?“ (alles
fertig?) können wir unsere Abenteuer in Honduras nach nur einer Stunde
Grenzformalitäten starten - von wegen Bananenrepublik!
Und mit den
Abenteuern geht es auch gleich los. Die laut Google Maps vorhandene
Strasse nach Norden ist irgendwie noch im Bau und zwischen 2 Meter
breitem Naturweg und 4-spuriger Autobahnabschnitte ist alles drin.
Allerdings fehlen sämtliche Markierungen und Schilder und so fährt jeder
wo er will. So kommen wir natürlich nicht voran und unser Tagesziel
schwindet in die Ferne. Doch irgendwann wird dann die Strasse
durchgehend zur perfekten 4-spurigen Autobahn und wir erreichen die
Stadt Comayagua.
Der berüchtigte erste Einkauf sowie das Laden
unserer Tigo-Simcard nimmt ziemlich Zeit in Anspruch und es ist bereits
Mitte Nachmittag als wir uns Richtung Hochland aufmachen. Nach einer
Weile stellen wir fest, dass wir selbstgewusst die falsche Strasse
eingeschlagen haben und so tuckern wir auf einer wunderschönen, aber
auch ziemlich schlechten Naturstrasse durch Kaffee- und Bananenplantagen
in die Höhe. Der angepeilte Platz bei den Kaffeebauern im Montaña de
Comayagua Nationalpark ist heute sicher nicht mehr zu erreichen. So
enden wir bei einem Wasserreservoir auf einem Hügel mit gigantischem
Rundumblick auf die Hügel und Wälder des Hochlands.
Dass wir die
erste Nacht in Honduras schon wild campen hätten wir auch nicht gedacht.
Später bekommen wir Besuch von einem Jungen auf seinem Töffli, offenbar
ist hier auf dem Hügel der beste Handyempfang. Scheu grüsst er und ist
wieder weg. Eine halbe Stunde später kommt er wieder angebraust und hält
direkt auf uns zu. Ach ne, jetzt bitte nicht vertreiben, wir sind müde
und haben schon angefangen zu kochen. Doch der Junge fragt höflich ob
alles ok wäre, da er die offene Motorhaube gesehen habe. Wir müssen
grinsen, und versichern ihm, dass die Motorhaube nur zum Entweichen der
Stauwärme offen sei. Seine Neugierde ist kaum zu übersehen, vermutlich
weiss mittlerweile das ganze Dorf das wir hier oben sind.
Cerro Azul Nationalpark
Nach einer
herrlich kühlen und ruhigen Nacht ziehen wir am nächsten Morgen weiter.
Wir wollen in den Cerro Azul Nationalpark. Hier oben soll es über 300
Vogelarten geben vom winzigen Kolibri bis zum imposanten Tukan und
ausserdem schöne Wanderwege durch den Dschungel. Beim Visitor Centre ist
mächtig was los, der Parkplatz ist voll und vor der Reception hats
ordentlich Leute. Klar, es ist Sonntag, da kommen viele Tagesgäste aus
der Stadt. Wir werden auf einen abgelegenen Parkplatz verwiesen der
gleichzeitig als Camping dient. Wir sind praktisch alleine abgesehen von
zwei vereinsamten Zelten und ein paar Autos. Da es um diese Zeit schon
wieder unglaublich heiss ist, verköstigen wir uns erstmal im Restaurant
und folgen danach einem Wanderweg zu einem Wasserfall. Weil es sich hier
so schön wandert, schliessen wir noch einen anderen Weg steil hoch zu
einem Aussichtsturm an, von welchem man bis zum Lago Yojoa sehen kann.
Nur Vögel sehen wir keine, abgesehen von den flinken Kolibris -
vermutlich ist es selbst den Tieren zu heiss.
Zurück beim Parkplatz
staunen wir nicht schlecht. Fleissig werden Zelte aufgestellt und
Feuerholz geschleppt, sehr suspekt für einen Sonntag Nachmittag. Wir
kommen mit einem Einheimischen ins Gespräch und im nu ist die Sache
aufgeklärt, es ist langes Wochenende, morgen ist 1. Mai! So kommt es,
dass wir bis am Abend von Zelten eingekesselt sind und ringsherum sitzen
Gruppen junger Hondurianer um ihre Lagerfeuer. Wir schmunzeln über die
Stadtcamper. Es scheint, als ob viele zum ersten Mal im Leben ein Zelt
aufbauen und die Frauen stehen hilflos daneben oder geben fleissig
Tipps. So wird’s doch noch ein lustiger Abend, es gibt viel zu gucken
und wir dürfen traditionell hergestellten honduranischen Kaffee
probieren. Es geht eigentlich sehr gesittet zu, weder laute Partymusik
noch Alkoholexszesse, trotzdem schlafen wir weniger gut als letzte Nacht
im einsamen kühlen Hochland.
Am Morgen packen wir rasch zusammen und
verlassen den Ort unter guten Wünschen und freundlichem Winken auf
allen Seiten. Tja, campen verbindet halt, das sagen wir ja schon lange
;-)
Lago Yojoa - Peña Blanca
Wir
fahren ein Stück am Lago Yojoba entlang und schauen bei der Finca las
Glorias vorbei, einer Ferienanlage direkt am See. Hier stehen ein paar
von Ticos Urahnen im Garten rum und die wollen wir natürlich angucken.
Die Anlage gefällt uns sehr, es gibt Aktivitäten für jeden Geschmack.
Zum Campen ist es für uns aber eher nichts und so fahren wir weiter nach
Peña Blanca zur Finca Paradise. Dies war definitiv die richtige
Entscheidung. Die Finca liegt völlig im tropischen Wald, mit einem
Fluss, mehreren Naturpools, Duschen und WLAN bis zur lauschigen Ecke, wo
wir uns niedergelassen haben. Ausserdem gibt es viele Wander- und
Naturlehrpfade zu erkunden. Wir durchstreifen die Anlage und fühlen uns
ein wenig wie Alice im Wunderland. Da gibt es Zitronenbäume,
Kaffeebüsche, Bananenpalmen und Kakaopflanzen. Es hat riesige
Bambusbüsche, exotische Pflanzen und Blumen in einer Pracht, wie wir sie
noch nie gesehen haben. Daneben geniessen wir den Pool und nutzen das
WLAN um den letzten Reisebericht hochzuladen und den weiteren Weg zu
recherchieren. Nie hätten wir gedacht, dass Honduras soo grün ist! Wir
sind begeistert und wollen mehr sehen.
Wieder steht eine Entscheidung
an. Zurück und doch noch zu den Kaffeebauern im Montaña Comayagua oder
weiter und in einem Bogen wieder Richtung Süden? Über die zweite
Variante lässt sich so gut wie nichts finden weder in unserem
Reiseführer noch im Internet und somit ist unsere Neugier geweckt. Nach
zwei erholsamen Tagen im Garten Eden sind wir gespannt, was Honduras
abseits der Touristenpfade zu bieten hat.
La Muralla Nationalpark
Der Weg führt
teils über Naturstrassen und teils auf löchrigem Asphalt durchs
Hinterland Honduras, durch grüne Täler und Hügel, vorbei an Flüssen und
Dörfern. Autos sehen wir nicht viele, dafür Ochsengespanne, Pferde und
Motorräder. Auch hier ist viel abgeholzt, Holz ist schliesslich der
Brennstoff zum Kochen und wir sehen so manchen Bauer, der sein mit
Brennholz voll bepacktes Maultier hinter sich her führt. Trotzdem ist es
sehr grün und es wird nicht langweilig im ewigen auf und ab in den
Hügeln.
Gerade noch rechtzeitig erreicht uns Renés Nachricht, dass er
nun auch in Honduras weilt und zum Muralla Nationalpark unterwegs ist.
Kurzerhand planen wir um und machen uns auf, ihn dort zu treffen. Es
wird ein langer Tag. 250 km auf diesen Strassen sind schon recht
grenzwertig und knapp vor 17.00 Uhr treffen wir René vor dem
verschlossenen Gate des Nationalparks. Wir warten nochmals eine Stunde
auf Pedro, der hier zuständig sein soll und vertreiben uns die Zeit mit
dem Austausch der letzten Erlebnisse und dem einen oder anderen Bier.
Endlich
holpert die Delegation von La Union auf einem Pickup heran. Nebst
besagtem Pedro begrüssen uns drei weitere Herren der Stadtverwaltung und
heissen uns hier willkommen. Nach einigem Hin und Her betreffend der
Vorstellung was eine Übernachtung hier wert ist dürfen wir den schönen
Park betreten und auch die gesamte Infrastruktur benutzen. So ist es
wieder mal dunkel, als wir gemeinsam zu kochen beginnen. Pedro, welcher
verknurrt wurde, auf uns aufzupassen, nimmt unsere Einladung zum Essen
noch so gerne an. Danach verziehen wir uns bald ins Auto, wir sind
erledigt vom langen Fahrtag und müssen morgen wieder früh raus zur
Mission Quetzal falls sie denn stattfinden soll.
Die Federn des
Wappenvogels Guatemalas waren zur Blütezeit der Mayas sehr wertvoll und
schmückten den Harnisch der Mayakönige. Leider wurde der Quetzal zur
Zeit der spanischen Inquisition fast ausgerottet aufgrund der
unersättlichen Habgier der Spanier, welche die auserlesenen Federn als
Tribut von den unterworfenen Mayas forderten. Heute gibt es nur noch
wenige der prächtigen Vögel mit den fast meterlangen Schwanzfedern und
sie sind in den Nebelwäldern Zentralamerikas beheimatet.
Schon seit
dem Abend versuchen wir Pedro von seinen exorbitanten Vorstellungen
über den Preis einer 2-stündigen Wanderung abzubringen. Da wir nicht
ohne Guide losziehen dürfen und er ja weiss, dass wir extra hier
hochgefahren sind um die Vögel zu sehen, sind wir ganz klar in der
schlechteren Verhandlungsposition. Pedro jammert uns vor, dass er wenig
Arbeit hätte da kaum Touristen hierher kämen. Uns wundert dies ja nicht
wirklich, wer wartet schon gerne stundenlang vor verschlossenen Toren.
Der Nationalpark war einst sehr beliebt, doch nach ständigen
Streitigkeiten zwischen Naturschützern und der Holzindustrie blieben die
Touristen aus und es war kein Geld mehr vorhanden um die Infrastrukturen
zu betreiben.
Zurück zur Mission Quetzal:
In der Annahme, dass
unser reichhaltiges Abendessen Pedro milder gestimmt hat was die
Bezahlung seiner Dienste als Guide betrifft, starten wir kurz nach 06.00
Uhr zur Wanderung, in der wagen Hoffnung, einen der seltenen Quetzals
zu Gesicht zu bekommen. So führt uns Pedro also in den dichten Wald, der
nebst besagtem Vogel auch noch viele andere Tierarten wie zum Beispiel
Jaguare oder Kapuzineraffen beheimatet.
Wir wandern auf einem
teilweise kaum erkennbaren Pfad steil auf uns ab durchs Dickicht und
folgen den unverkennbaren Geräuschen des Quetzal. Gespannt äugen wir ins
Geäst unter uns und verfolgen jede Bewegung im Wald. Schlussendlich
gelingt es René einen kurzen Blick auf einen fliegenden Quetzal zu
werfen. Dann ist der magische Moment auch schon wieder vorbei und weg
sind die Vögel. Pedro führt uns sicher wieder zurück zum Camp. Auch wenn
wir den Quetzal selbst nicht gesehen haben, freuen wir uns an der
Erkenntnis, dass es ihn doch noch gibt und es vielleicht eines Tages
wieder eine gesunde Population der Vögel gibt, vorausgesetzt sie haben
dann noch einen Lebensraum. Dafür müsste aber noch so einiges gegen die
fortwährende Abholzung und Brandrodung in Zentralamerika unternommen
werden.
Ach übrigens, Pedro war mit unserem Honorar zufrieden, welches wir ihm zum Abschied in die Hand drückten, zusammen mit Renes
Keksen, die er schon seit Wochen in Auto herumfährt und nun endlich
jemanden beglücken.
Während René sich Richtung Karibikküste aufmacht, fahren
wir nun wieder Richtung Süden. Wir geniessen die schöne Strecke, die
Natur und die freundlichen Menschen am Wegrand die doch recht erstaunt
wirken, dass sich Touristen in diese Gegend verirren. Uns gefällts hier
so gut, dass wir spontan bereits gegen Mittag einen Platz suchen.
Umgeben von Wald und Wiese, Pferden und Kühen machen wir uns einen
gemütlichen Nachmittag und freuen uns auf eine weitere kühle Nacht auf
knapp 900 Metern, bevor es morgen wieder ins Flachland mit seinen drückenden
Temperaturen geht.
Nach einer erholsamen und ruhigen Nacht nehmen wir
die letzte Etappe in Honduras in Angriff. Wieder lacht die Sonne vom
Himmel und es wird uns bewusst, dass wir wieder einmal riesiges Glück
mit dem Wetter haben. Ein einziger Regentag in Guatemala, seither nur
schönes Wetter. Dies ist nicht selbstverständlich um diese Jahreszeit.
Die beständigen Wolken erinnern uns täglich, dass die Regenzeit vor der
Tür steht doch noch sind wir einen Schritt voraus.
Den letzten Abend
in Honduras verbringen wir in der Villa Alejandra, wo wir mit Tico im
Hinterhof stehen dürfen, direkt neben dem Pool und gutem WLAN. Morgen
steht uns ein weiterer Grenzübertritt bevor, doch mittlerweile bringen
uns diese nicht mehr aus der Ruhe, wir haben wohl so etwas wie Routine
entwickelt in der Zwischenzeit. Wir haben die Zeit in Honduras sehr
genossen, ein weiteres Land auf unserer Reise, welches uns sehr positiv
überrascht hat.
Fazit Honduras
Honduras gehört zu den
ärmsten Ländern der Welt, die Geschichte des Landes ähnelt der anderer
Länder Zentralamerikas in Bezug auf Krieg und dem Machteinfluss der USA.
Auch in Honduras leben fast 80% der Menschen unter der Armutsgrenze,
die Kriminalität ist sehr hoch. Schon aus diesem Grunde haben wir die
Städte gemieden. Aufgrund des Klimas waren wir weitgehend im zentralen
Hochland unterwegs, weshalb wir auch kein umfassendes Bild von Honduras
wiedergeben können. Wir waren weder im Westen bei den Ruinen von Copan
noch im Norden an der Karibikküste. Der Teil jedoch welchen wir bereist
haben war unglaublich grün, hügelig und spärlich besiedelt. Die Menschen
- zu 90% Mestizen - etwas zurückhaltend aber sehr freundlich. Die
Verbindungsstrassen sind meist 4-spurig und in einem hervorragenden
Zustand. Im Hinterland ist der Asphalt schlecht bis nicht vorhanden, ein
Vorankommen in der Trockenzeit ist allerdings überall gut möglich. Die
touristische Infrastruktur ist gut, Sehenswürdigkeiten sind
ausgeschildert und eine grosse Fläche des Landes steht unter
Naturschutz, was allerdings nicht heisst, dass es dort weder Abholzung
noch Brandrodung gibt.
Zu den Zahlen:
In den
7 Tagen in Honduras sind wir 776 km gefahren. Der niedrige
Tagesdurchschnitt von 471 Franken hält sich auch hier, der grösste
Ausgabenposten war Diesel, gefolgt wie immer von Lebensmitteln und Restaurant.
Wir wollen Euch nicht mit weiteren Zahlen langweilen, geben Euch diese aber bei Interesse natürlich gerne bekannt.