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Kolumbien - Antioquia und die Zona Cafetera

Zurück in den Tropen
Mit dem Verlassen der Ostkordilleren wird das Klima sehr schnell wieder unangenehm. Die Feuchtigkeit steigt mit jedem Meter den wir ins Tal fahren, der Schweiss läuft aus allen Poren, die Kleider kleben am Körper. Mit dem Rio Magdalena queren wir den tiefsten Punkt, die Klimaanlage läuft seit langem mal wieder auf Hochtouren. Der Weg bis zum Rio Claro ist sehr verkehrsreich, viele langsame Lastwagen sind unterwegs. Wir fühlen uns gar nicht so unwohl hinter den Dicken - irgendwie geschützt - denn die Überholmanöver der Kolumbianer sind haarsträubend, Kurve oder Kuppe, völlig egal, irgendwie passts schon! Ziemlich geschafft erreichen wir den Camping am Rio Claro. Wir sind begeistert, eine riesige Wiese direkt am Fluss, ein kleiner Strand - ideal für eine Abkühlung!
Am nächsten Tag wollen wir im Naturreservat gemeinsam mit unseren Freunden Nadine & Sergio etwas wandern. Ein schön angelegter Weg führt uns tief in die Schlucht, es gibt Grotten und Aussichtsspunkte zu erkunden, immer wieder hat es herrliche Bademöglichkeiten.
Obwohl es uns zu heiss ist, bleiben wir noch eine Nacht im Park. Ganz alleine können wir auf einer Lichtung im Dschungel stehen, gleich dahinter der Fluss. Bei Dämmerung nehm ich nochmal ein letztes Bad, unheimliche Geräusche dringen aus dem Wald, über mir hockt eine Familie Kapuzineraffen und beobachtet mich - einfach ein irres Gefühl!


San Rafael 
Wir sind froh geht es wieder in die Höhe. Statt auf der verkehrsreichen Hauptstrasse, schlängeln wir uns auf Schotterstrassen den Berg hoch. Wie so oft ist es - trotz GPS - ungewiss, ob uns die Strasse ans richtige Ort bringt und ob sie überhaupt durchgehend befahrbar ist. Wir fragen den sympathisch winkenden Senor am Strassenrand. Hector lädt uns gleich zum „Tinto“ (kolumbianischer Kaffee wie ihn die Einheimischen trinken, dünn und schwach man glaubt es kaum). Auch die Vivas, die wenige Minuten nach uns vorfahren, müssen zum Tinto antraben. Hector zeigt uns sein bemerkenswertes Anwesen, auf welchem sich viele Schätze verbergen, denn Hector ist ein echter Sammler. Vom Grammophon zum uralten Telefon gibt’s einiges zu bestaunen, an der Wand, zwischen einem kitschigen Heiligenbild und einem Foto von Hector auf der Harley, ein Portrait von Marilyn Monroe, jaa das wäre eine Frau für ihn gewesen… . Hector erzählt aus seinem Leben und führt uns gleichzeitig durch den schön gestalteten Garten, wo er schon an weiteren Projekten werkelt. An Energie mangelts dem alten Knaben ganz bestimmt nicht, bemerkenswert!
Nach dieser schönen Begegnung fahren wir weiter nach Norden. Ziel ist ein Balneario am Fluss. Es ist zwar nicht mehr so heiss wie unten am Rio Claro, doch das Bad im kalten Fluss ist trotzdem ungemein erfrischend.


Guatape / El Penon
Am nächsten Morgen fahren wir durch eine unglaubliche Seenlandschaft nach Guatepé. Die ganze Gegend ist ein einziger Stausee mit unzähligen Seitenarmen. Häufig steht grad mal ein einziges Anwesen auf so einer Halbinsel, dafür sehr grosszügig und mit eigenem Bootsanleger, hier scheint die Medelliner Oberschicht zu residieren. Das Dorf Quatepé ist bekannt wegen seiner bunten Zocalos. Damit sind allerdings nicht die Dorfplätze gemeint wie in Mexico, sondern die Sockel der Häuser.
Wir sind allerdings wegen etwas anderem hier, dem 200 Meter hohen Monolith „El Penon“. Von weit her sichtbar steht der gewaltige Fels hier in dieser unglaublichen Landschaft. In einer Spalte gibt es eine Treppe die ganz nach oben führt und von weitem wie ein Reissverschluss aussieht.
Rund um den Touristenmagneten gibt es unzählige Souvenirstände, die - wie könnte es anders sein - alle dasselbe verkaufen: Süssigkeiten, Softdrinks, Ponchos, Hüte und den üblichen "Gingernillis". Ich probier mich durchs gesamte Hutsortiment, da ich meinen Alaska-Schlapphut am Rio Claro liegengelassen habe. Doch am Ende kann ich mich doch nicht entscheiden und wir vertagen das Thema. Jetzt erst mal die Aussicht verdienen. 740 Stufen sind es ganz nach oben auf den Penon, was für ein Morgentraining. Doch die Aussicht über die Landschaft ist gigantisch und dies bei herrlichstem Wetter!


Auf in die Grosstadt
Medellin - vor 20 Jahren Synonym von Schrecken, Terror und Gewalt, Drogenkrieg, Korruption und vielem mehr… tatsächlich stand die Stadt in den 90er Jahren ganz oben auf der Hitliste der gefährlichste Städte der Welt, noch vor Beirut, was zu dieser Zeit wohl was heissen mag. Der Drogenbaron Pablo Escobar und sein Medellinkartell herrschten über die Stadt, plata o plomo (Geld oder Blei) war sein Credo - wer sich nicht kaufen liess, wurde kaltblütig ermordet. Damals zählte Kolumbien gerade mal 50‘000 Besucher im Jahr, heute sind es über 5 Millionen! Mit der Erschiessung Escobars 1993 kehrte Ruhe ein. Die Regierung räumte mit der Unterstützung von rechten paramilitärischen Gruppierungen gnadenlos auf mit der Kriminalität auf Medellins Strassen, so dass diese heute so sicher ist, wie eine 3 Millionen Metropole halt sein kann. Als Wertschätzung gegenüber der Bevölkerung wurden Seilbahnen eingerichtet, die es den Menschen aus den angrenzenden Bezirken ermöglicht, ins Center zu kommen. Aus demselben Grund baute man auch lange Rolltreppen durch die Armenquartiere am Hang, damit auch diese einen einfacheren Zugang zur Stadt bekommen und die Menschen nicht mehr kilometerweise Treppen und enge Gassen bezwingen müssen. Wir sind neugierig auf die moderne und doch so schicksalsträchtige Stadt, die wir bisher nur aus der bekannten Serie „Narcos“ kennen.
Wir quartieren uns auf dem schönen Hostel und Campground Al Bosque in Santa Elena ein, aufgrund unserer bekannten Abneigung gegen Grosstädte im Allgemeinen ein guter Kompromiss. Der Campplatz ist perfekt gelegen, nämlich in der Höhe, in der Natur, mit schönem Rasen und toller Infrastruktur. Am Tag können wir gemütlich in der Hängematte hinter dem Auto Pläne schmieden, abends im warmen Gemeinschaftsraum mit Cheminée mit den Vivas Karten spielen.
Medellin erreichen wir ganz bequem per Bus und Seilbahn. Diese führt spektakulär vom Berg runter über einen Abhang, und Medellin wie aus dem Nichts vor einem liegt. Eine riesige rote Fläche mit Millionen von Backsteinhäusern. Im Tal ragen die Hochhäuser in die Luft, auf den Seiten sind die ärmeren Behausungen bis weit in die umliegenden Berge gebaut.
Wir sind erschrocken und fasziniert zugleich und hoffen, dass wir uns in der riesigen Stadt zurechtfinden. Zum Glück zieht sich die Metro wie ein roter Faden durchs Tal, und zu dieser fährt uns die Seilbahn auch gleich auf direktem Weg.
Unser erster Stop ist die Bäckerei des Schweizers Stephan im Stadtteil El Poblado. Hier bestellen wir uns einmal quer durch die Speisekarte und geniessen Frühstück mit Vollkornbrot, Pizza, leckere Quiches und Wähen. Nach etwas Plaudern mit Stephan decken wir uns für die nächsten Tag mit tollem Vollkorn- und Nussbrot ein, wer weiss wann sich wieder solch eine Gelegenheit bietet!
Damit wir nicht planlos durch die Stadt irren, haben wir eine Stadtführung der besonderen Art gebucht. Bei „Real City Tours“ sind die Guides Studenten von hier, die einem nebst den normalen Sehenswürdigkeiten auch „ihr“ Medellin zeigen. So erfahren wir nebst der Geschichte der Stadt auch viel über die Menschen, die hier leben, und warum die Paisas - wie sich die Menschen hier nennen - so sind wie sie eben sind. Immer wieder kommt Hernan unser Guide auf die Vergangenheit Medellins zu sprechen, die Zeit der Gewalt, der Entführungen und der Bombenanschläge, die er als Kind noch miterlebt hat, die fragwürdigen und mitunter grausamen Methoden der Regierung, den Frieden in der Region wiederherzustellen, wie auch die Rolle der Drogenkartelle und ihre Beziehung zu den Guerillas und den paramilitärischen Gruppierungen. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir merken kaum, dass wir dabei die ganze Innenstadt durchquert haben. Die Tour war sehr spannend und aufschlussreich, und gerne geben wir ein grosszügiges Trinkgeld für die an sich kostenlose Tour. Wir spülen die schwere Kost mit ein paar Bierchen in einer coolen Vintagebar runter und fahren mit der Metro zurück ins Ausgangsviertel El Poblado, wo wir uns in einem Steakhaus ein richtig tolles Abendessen gönnen.
Fast eine Woche verbringen wir in der Region. Wir geniessen die frische Luft und den schönen Platz beim Hostel und besuchen Medellin ein zweites Mal. Diesmal nutzen wir das Metroticket richtig aus und fahren mit der Seilbahn bis in die entferntesten Stadtteile hoch. In dieser Höhe hat man einen fantastischen Blick über die Stadt, vor allem da sich auch das Wetter von seiner besten Seite zeigt. Da wir heute mit dem Bus unterwegs sind, lernen wir auch die weniger schönen Seiten der Stadt kennen, nachts durch dunkle Gassen zu spazieren ist hier noch immer keine allzu gute Idee und wir sind froh, als wir endlich im Bus sitzen. Um diese Zeit fährt dieser jedoch nicht mehr bis zur eigentlichen Endstation hoch und so haben wir noch einen strammen Marsch von mehreren Kilometern im Dunkeln hinter uns zu bringen, bis wir endlich wieder beim Hostel sind.


In der Zona Cafetera
Wir wollen mehr sehen von der Region Antioquia und fahren Richtung Süden, in die Zona Cafetera - hier wo der ganze kolumbianische Kaffee herkommt.
Die Gegend ist genauso, wie wir sie aus der Werbung kennen. Es geht auf und ab durch Hügel und Canyons, und überall wächst die begehrte Staude. Bis weit hoch in die Hänge sind die Berge gerodet und bepflanzt. Zwischen den Kaffeepflanzen wachsen überall Bananenstauden. Diese dienen einerseits als Sonnenschutz für die Kaffeepflanzen und andererseits als wertvoller Dünger, denn wenn die Bananen abgeerntet sind, stirbt die ganze Staude ab und daneben spriesst ein neuer Spross.
Wir suchen uns wie immer die Nebenstrassen für unseren Weg und fahren einmal mehr durch bezaubernde Dörfchen mit schönen Dorfplätzen unglaublich freundlichen Menschen. Wir teilen den Weg mit Pferden und Kühen, Gautschos und Collectivos - wie die Sammelbüssli hier genannt werden - und kommen nur langsam voran, einerseits weil wir ständig zum Fotografieren anhalten, und anderseits, weil sich der eine oder andere Weg über die Berge als Sackgasse entpuppt. Es ist wieder einmal unglaublich schwierig, Schlafplätze zu finden, obwohl das Land eigentlich sehr spärlich besiedelt ist. Alles ist Acker- und Farmland, eingezäunt und privat. Auch hat es ausserhalb der Hauptrouten keine Campingplätze oder Gaststätten, so müssen wir uns halt auf unseren Instinkt verlassen und etwas mehr Zeit einkalkulieren, schliesslich haben wir noch immer was gefunden.


Das liebe Karma
In Filandia quartieren wir uns für zwei Nächte auf der Steelhorse-Finca ein. Die Engländer Yvette und Paul haben das Anwesen letztes Jahr gekauft, nachdem sie selbst lange mit den Motorrädern durch Südamerika gereist sind. Jetzt bauen sie hier eine Overlander-Oase auf. Pläne gibt es viele und noch mehr Arbeit, doch bereits jetzt ist es sehr gemütlich. Wir treffen hier auf andere Reisende und geniessen den Austausch. Auch ist mal wieder die Gelegenheit zu waschen und auch Tico sollte mal wieder gründlich gereinigt werden. Die Waschmaschine raubt uns mal wieder den letzten Nerv und als wir die Wäsche endlich aufhängen können, beginnts zu regnen. Beim Ausräumen der Schränke bemerken wir Wasser im Bürofach. Dokumente, Landkarten und andere Dinge sind durchweicht, oh Schreck! Der Übeltäter ist zwar schnell gefunden, doch ist noch nicht klar, ob es sich um Kondenswasser vom Boiler handelt oder um einen Haarriss desselben. So dichten wir erstmal provisorisch ab und beobachten die Sache weiter. Als uns an diesem Ort auch noch meine Uhr und Danis Sonnenbrille kaputt gehen, hätten wir eigentlich registrieren sollen, dass die Region kein gutes Karma für uns hat, doch es kommt noch dicker...
Über Salento wollen wir in die Region Valle de Cocora, wo die seltenen Wachspalmen wachsen, doch es solle anders kommen. Auf einer kurvigen Bergstrasse kommt uns ein Pickup in rasantem Tempo in der Kurve entgegen, mit quietschenden Reifen und deutlich auf unserer Seite. Dani reagiert blitzschnell und reisst das Lenkrad rum. Trotzdem trifft uns der Pickup hinten links, während wir vorne durch die Leitplanke gebremst werden. Nachdem ich mich vom ersten Schreck erholt habe sehe ich Dani bereits in lautstarken gegenseitigen Schuldzuweisungen mit dem Fahrer des Pickups, aber nach einer Weile beruhigen wir uns alle und ich realisiere, wie viel Glück wir gerade hatten. Hätte Dani nicht so schnell reagiert oder wäre hier keine Leitplanke gewesen… tja, da hatten wir wohl mehr als ein Schutzengel!
Tja, so schnell ändern sich Pläne... Jetzt heissts erstmal auf die Polizei warten, während der halbwüchsiger Fahrer des aufgemotzten Amarok - der seine Schuld natürlich überhaupt nicht einsieht - bereits seine Familie und den Versicherungsexperten antraben lässt. Zum Glück haben wir Zeugen, die bestätigen, dass es nicht unsere Schuld war. Der mittlerweile - auf de, Mofa - eingetroffene Polizist nimmt alles geduldig auf und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Trotzdem ist die Sache ziemlich nervenaufreibend, zumal wir nur die Hälfte von dem verstehen, was gesprochen wird. Zur Krönung sollen wir unsere Aussage noch handschriftlich festhalten, auf Spanisch versteht sich. Als der Polizist alle unsere Dokumente mit dem Handy fotografiert hat, sind wir erstmal entlassen, wir sollen uns am Montag in der Vertragsgarage in Armenia einfinden, alles sei no problemo, na klar…
Stunden später fahren wir ziemlich geschafft mit eingedellter Seite und abgerissenem Rücklicht weiter. Kaum in Salento werden wir von der Polizei angehalten, was denn noch!? Der nette Officer kommt auch schon wieder auf seinem Mofa angerollt und erklärt, wir müssen nun doch gemeinsam ein Formular ausfüllen. Kurzerhand wird der Vorraum der Feuerwehr zu einem provisorischen Büro umgestaltet und wir setzen uns mit allen Dokumenten an den Tisch. Es stellt sich heraus, dass der Officer mit den fremden Dokumenten überfordert ist und wir ihm jeweils erklären müssen, wo er die entsprechenden Daten findet. Am Schluss werden wir von den Bomberos  und der Policia herzlichst verabschiedet - ja, natürlich machen wir auch Fotos - und dürfen gehen.


Die Wachspalmen von Salento
Salento ist uns zu überlaufen und wir flüchten uns in die Natur. Das touristische Valle de Cocora ist am Wochenende sicher auch keine gute Idee, ausserdem soll man die schönen Wachspalmen genausogut auf der einsamen Strecke von Salento nach Toche sehen. Die coole Schotterstrasse bietet alles was das Herz begehrt, Topografie, tolle Natur und gigantische Ausblicke. Tatsächlich sehen wir die Wachspalmen zu Hauf. Faszinierend diese bis zu 60 Meter hohen Palmen hier auf einer Höhe um die 3000 Meter. Trotzdem können wir es nicht so richtig geniessen und hängen unseren Gedanken nach. Ist die Schuldfrage wirklich geklärt wie der Officer versprochen hat, den Recht haben bedeutet in Südamerika nicht zwangsläufig auch Recht bekommen. Ausserdem wurmt uns die Frage, ob die Versicherung den Schaden bezahlt und wie das alles von statten gehen soll. So stellen wir uns an einen schönen Platz mit Aussicht und lenken uns ab mit Aufräumen und der Reparation des mittlerweile bestätigten Haarrisses am Boiler mit Flüssigmetall, obs hält bleibt noch abzuwarten…
Am nächsten Tag ist Sonntag. Wir fahren die schöne Runde weiter und wenden uns auf der Hauptstrasse wieder Richtung Armenia, damit wir morgen früh gleich in der Garage aufkreuzen können. Der Weg ist schrecklich. Der gesamte Lastwagenverkehr von Bogota an die Küste schleicht hier den Pass hoch, ein Elefantenrennen sondergleichen. Ziemlich entnervt kommen wir Stunden später in Armenia an und gönnen uns erstmal ein reichhaltiges Mittagessen in einem Restaurant mit lokalen Spezialitäten. Bei einer Tankstelle lassen wir Tico richtig schrubben, denn der coole Weg nach Toche war auch ziemlich schlammig und hat unser Auto mit einem sehr dekorativem Schlammdesign versehen, so können wir unmöglich in die Garage morgen. Der Autowäscher macht seine Sache sehr gut, auch die Sandbleche und die Räder werden gefiedelt!. Als alles erledigt ist, quartieren wir uns im Garten eines netten Hostals mit Pool ein. Leider liegt es genau an der Hauptstrasse und es verspricht eine unruhige Nacht zu werden.
Abends (Sonntags!) ruft uns der Officer an und will wissen wo wir sind. Wir geben ihm die Infos, verstehen aber nicht was er will. Später ruft er nochmal an und will sich mit uns treffen wegen des Polizeirapports. Uns ist das Ganze aber nicht geheuer und wir versprechen, morgen als erstes zum Polizeistützpunkt zu fahren. Kommt jetzt die Sache mit der korrupten Polizei? Will er jetzt Geld für seine Arbeit und was hat er in den Rapport geschrieben? Gedanken wälzend schlafen wir ein zum entnervenden Strassenlärm, wir haben gar kein gutes Gefühl für morgen…


Beim Polizeistützpunkt werden wir von Officer Ruben Mina bereits freudig erwartet. Es stellt sich heraus, dass er uns gestern den Polizeirapport bringen wollte, damit wir heute nicht quer durch die Stadt fahren müssen. Beim zweiten Anruf stand er bereits draussen vor dem Hostal als wir ihn abserviert haben, wie peinlich!
Mit dem Polizeirapport fahren wir - wieder quer durch die Stadt - zur Vertragsgarage. Auch hier werden wir äusserst freundlich mit Kaffee empfangen, José der Chef spricht sogar englisch, das ist ja schon mal was.
Wie wir vermutet haben, ist die Abwicklung durch die Versicherungen nicht sehr speditiv, es dauert mindestens einen Monat, so lange werden wir nicht mehr in Kolumbien sein. Bleibt also nur die Variante dass wir den Schaden selbst bezahlen. Wir sind etwas entmutigt, denn Danis Abklärungen ergaben, dass die Reparatur in der Schweiz sicher um die 2‘500 CHF kosten würde. Jose guckt sich die Sache an und meint: 200 US$ wird’s also schon kosten! Echt jetzt?? Für diesen Preis überlegen wir nicht lange, zumal wir in der Zeit zu einem Freundschaftspreis in Josés Finca und Spa Hotel residieren dürfen.
Also mal wieder alles aus dem Auto räumen, was wir für ein paar Tage Urlaub brauchen können und José fährt uns mit der ganzen Bagage (inkl. Kühlschrank) zu seiner Finca. Wir verbringen drei erholsame Tage in einer Suite mit eigener Sonnenterrasse und Jacuzzi und dürfen den Pool, die Lounge und das Türkische Bad benutzen. Wir sind die einzigen Gäste hier, können uns also so richtig ausbreiten und entspannen, doch findet Dani keine wirkliche Ruhe und ist in Gedanken bei Tico, auch weil José uns von jedem Arbeitsgang Fotos schickt. 
Am zweiten Tag fahren wir mit dem Bus nach Armenia und überzeugen uns selbst von Ticos Wohlergehen. Die Belegschaft der Garage freut sich an unserem Interesse und zeigt stolz was sie bereits geschafft haben, man stelle sich dies mal in der Schweiz vor…
Die Stadtbesichtigung fällt schnell aus, es gibt eigentlich nichts, weswegen es sich lohnt Armenia zu besuchen. Also rasch was einkaufen, und mit dem Taxi zurück in die Finca, der Pool ist einfach zu verlockend. 
Am nächsten Morgen - kaum hab ich mich in die Badesachen geworfen, kommt die erlösende Nachricht von José: am Mittag können wir Tico wieder haben. Seufzend zieh ich mich wieder um, denn bis wir alles gepackt und mit dem Taxi in der Stadt sind, ist Mittag und wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Tatsächlich kriegen wir Tico in einwandfreiem Zustand zurück, Nichts ist mehr vom Schaden zu sehen und sogar die Stossstange vorne, wo wir die Leitplanke geküsst haben, wurde neu gespritzt. Nach der obligaten Fotosession und dem Austausch bester Wünsche und Kontaktdaten fahren wir von dannen. Einmal mehr sind wir von Kolumbien und seinen Menschen mehr als begeistert!

Noch einmal fahren wir nach Salento und ins Valle de Cocora, diesmal können wir die Fahrt vorbehaltlos geniessen und Pläne schmieden, wies weiter geht. Fest steht, es geht in den Süden, fertig Kaffee und Hochland, wir freuen uns auf Wüste und Berge, aufregende Strassen, prähistorische Kultur und ganz viele neue Begegnungen…

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