Mexico 3 - Der Nordwesten
Àlamos
In Los Mochis wird erstmal
tüchtig eingekauft, vor allem Früchte und Gemüse stehen auf dem
Einkaufszettel, denn diese Waren durften wir ja (eigentlich) nicht aufs
Festland bringen. Damit wir endlich von hier wegkommen, pack ich nur
schnell die Kühlware weg, die restlichen Tüten stellen wir hinten
zwischen die Sitze. Nix wie raus aus der Stadt, wir wollen in die Berge.
Los Mochis gelangte übrigens zu Bekanntheit, als hier „El Chapo“ der
meistgesuchte Drogenboss festgenommen wurde, ein wundervoller Auftakt
für unsere Reise in den Norden… Auf jeden Fall passieren wir nach
einiger Zeit auf der Hauptstrasse die Grenze von Sinalao zu Sonora, und
siehe da, eine Lebensmittelkontrolle, toll! Ob wir denn Früchte, Gemüse
oder Pflanzen dabei haben? Wir sehen uns verständnislos an, schütteln
die Köpfe und murmeln etwas von: wieso sollten wir denn Pflanzen dabei
haben? Mit dem Arm versuche ich einen vorwitzigen Selleriestengel aus
dem Blickfeld des Beamten zu schieben, doch dieser hat bereits jegliches
Interesse an uns verloren, uffh, das ist noch mal gut gegangen, wenn ich
da an unsere Mangos, Ananas und Papayas denke, und die Avocados, um
Himmels Willen die Avocados!
Unser erstes Ziel auf dem Festland ist
Álamos, ein verschlafenes Pueblo Màgico das einmal im Jahr für eine
Woche Tausende von Besuchern anzieht, nämlich wenn das Festival Alfonso Ortiz Tirado
stattfindet. Namhafte Musiker aller Genres aus ganz Mexico treten in
dieser Woche an verschiedenen Locations im Dorf auf: Im Palacio, im
Templo (Kirche) und verschiedenen Bühnen und Plätzen. Das Dorf ist
voller Menschen, Marktstände, Attraktionen und Essensbuden. Indigenos in
ihren bunten Trachten finden sich genauso wie die hippen Jungen aus der
Stadt, der herausgeputzte Bauer vom Land sowie Künstler aller Art. Wir
finden einen Platz auf dem Camping etwas ausserhalb, aber doch noch in
bequemer Marschdistanz zum Dorfkern. Für 180 Pesos (ca. 9 CHF) haben wir
einen schattigen Platz unter Palmen mit Wasser, Strom, heissen Duschen
und einem Pool, um die heissen Füsse nach einem langen Tag am Festival
abzukühlen. Wir probieren neue Speisen aus, hören uns eine mexikanische
Rockband an, lauschen einem Tenor in der Kirche das einem das Blut in
den Adern gefriert und können bei den Proben im Palacio zusehen. Leider
machen wir schon vor dem grossen Abendprogramm schlapp, denn das lange
Aufbleiben sind wir gar nicht mehr gewohnt. Wir bleiben fast 3 Tage und
geniessen abwechselnd das bunte Treiben im Dorf und die Ruhe und
Entspannung auf dem Camping.
An einem Tag erklimmen wir die fast 400
Stufen zum Mirador (Aussichtspunkt), von wo man einen schönen Ausblick
hat. Weniger schön ist es, einer Schulklasse zuzusehen, die den gesamten
Abfall ihres Znünis runter in die Natur schmeissen, inkl. Dosen und
PET-Flaschen. Die lahmen Ermahnungen der Lehrer bleiben leider ungehört,
schade, in dieser Altersgruppe hätte man doch wirklich noch eine
Chance, ein Umweltbewusstsein zu entwickeln. Sieht also nicht so aus,
als ob Mexico in der nächsten Zeit sein Müllproblem in den Griff kriegen
würde und die bunten Plastiksäcke wehen weiter an jedem Busch und jedem
Baum.
Barrancas del Cobre - die Anfahrt
Der
eigentliche Grund, weshalb wir nach Àlamos gefahren sind, ist seine
Lage westlich der Sierra Madre, der ideale Ausgangspunkt zur Fahrt in
die Barrancas del Cobre, die Kupfercanyons. Das Schluchtensystem gehört
zu den grössten der Welt und ist viermal so gross wie der Grand Canyon,
dies wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Die meisten
Touristen sehen sich die Region auf einer Zugfahrt mit dem berühmten „El
Chepe“ an, der Eisenbahnlinie von Los Mochis in Sinaloa bis hoch nach
Chihuahua. Die Streckenführung insbesondere von La Fuerte bis nach Creel
soll sehr schön sein, mit tollen Ausblicken und abenteuerlichen
Brücken. Der Nachteil ist, dass man nur an einer einzigen Stelle in die
Canyons sieht und man auf Busse oder Touranbieter in Creel angewiesen
ist, wenn man weitere Highlights in der Umgebung - und von denen hat es
viele - ansehen möchte. Wir wollen aber mehr sehen und das Canyonsystem
genauer erkunden, dabei ist unser Tico natürlich unerlässlich. Nur ist
es nicht ganz einfach, mit dem eigenen Fahrzeug über die Sierra Madre zu
kommen, ausserdem wird die Gegend mit dem mexikanischen Drogenkrieg in
Verbindung gebracht. Recherchen im Internet und in Foren brachten keine
klaren Ergebnisse, niemand scheint die Strecke zu kennen die wir uns
zusammengesucht haben und ausser einer feinen, sehr kurvigen Linie auf
unserer OSM-Karte haben wir keine Anhaltspunkte, ob die Strecke
durchgehend befahrbar ist. Vom Weg her machen wir uns da nicht so
Gedanken, falls Tico tatsächlich nicht mehr weiterkommen sollte, haben
wir genug Diesel um jederzeit wieder umdrehen zu können. Gut, bleibt
also noch das zweite Thema: die Sicherheit bezüglich des „Narcolands“
wie die Drogengebiete Mexicos genannt werden. Fact ist: in den
Berggebieten Sonoras und Chihuahuas wird Marihuana und Schlafmohn
angebaut, vor allem von den Indigenos, die in diesem unwegsamen Gelände zuhause
sind. Davon kriegen Touristen jedoch im
Allgemeinen nichts mit und es gab unseres Wissens in den letzten Jahren
auch keine Vorfälle. Ausserdem findet der eigentliche Kartellkrieg vor
allem in den Städten des Nordens statt, ein Gebiet das definitiv nicht
auf unserer Reiseroute liegt. Um jedoch ganz sicher zu sein, fragen wir
jeweils vor jedem Streckenabschnitt Polizei oder eine der zahlreichen
Militärkontrollen, ob die Strecke sicher sei. Hier werden wir auch jeweils
beruhigt und mit guten Tipps ausgerüstet, wie wir auch sicher die
richtigen Abzweigungen finden, was mitunter wirklich nicht immer einfach
ist. Punkto Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft haben wir mit den
Mexikanern bisher echt nur gute Erfahrungen gemacht.
An der
Polizeistation in Àlamos kriegen wir noch eine Skizze gemalt, damit wir
auch ja den Weg finden und dann geht’s los. Von Los Tanques geht es über
den Berg nach Chinipas. 1‘500 Höhenmeter sind zu bewältigen, und dies
auf relativ kurzer Strecke. Dementsprechend steil windet sich auch der
Weg in die Höhe und hinter jeder Kurve erwartet uns eine neue
spektakuläre Aussicht. Teilweise ist der Schotterweg derart steil, dass
sich Tico mit Untersetzung hochkämpfen muss aber meistens ist der Weg
gut unterhalten und nicht übermässig schwierig zu befahren. Chinipas
liegt wieder im Tal auf 400 müM. Zum Glück hats trotz dem
wolkenverhangenen Himmel nicht geregnet sonst wäre die steile Abfahrt
sicherlich abenteuerlich geworden. Chinipas ist ein schönes,
herausgeputztes Dorf, umrahmt von malerischen Bergen. Alles was uns
davon trennt ist der Rio Chinipas. Eine Brücke ist trotz aller Suche
nicht zu finden und ein fragender Blick zu den winkenden Dorfbewohnern
bestätigt unseren Verdacht, dass hier ein River Crossing angesagt ist.
Was soll ich sagen: ich hätte mir den Fluss gerne etwas weniger
wasserreich gewünscht. Harmlos fängts an, doch gegen Mitte des Flusses
nimmt die Strömung zu, es wird ganz schön tief und ich fürchte jeden
Moment nasse Füsse, doch es geht alles gut und natürlich findet mein
Schatz die Sache halb so wild… Dass wir keine coolen Fotos haben liegt
schlicht daran, dass ich mich strikt geweigert habe, Dani eine
nochmalige Durchfahrt nur so zum Spass zu erlauben.
Ab Chinipas ist
die Strasse breit und gut geschottert, was sicher auch daran liegt, dass
auf dem Weg ein grosses Bergwerk liegt. Von oben beobachten wir die
gigantischen Haulis die aus Distanz wie träge Ameisen aussehen. Der Weg
windet sich stetig in die Höhe, während die Schluchten ringsum tiefer
werden. Immer wieder erhaschen wir einen Blick auf die Zuglinie unter
uns. Unsere Befürchtungen, ob wir per Strasse Creel erreichen scheinen
wirklich umsonst gewesen zu sein. In Temoris hats sogar eine Tankstelle
und auch kleine Garküchen finden sich auf dem Weg. In San Rafael
erreichen wir die neue Asphaltstrasse. Einerseits sind wir froh, dass
unser Plan aufgegangen ist, aber anderseits sind wir etwas traurig, dass
dieser Teil des Abenteuers zu Ende ist, denn hier sind wir definitiv
auf der Touristenroute angekommen. Wir finden einen abgelegenen schönen
Platz im Wald mit Aussicht und lassen den Abend mal wieder an einem
gemütlichen Lagerfeuer ausklingen. Mit einem Glas Wein stossen wir auf
unsere geglückte Streckenwahl an und voller Vorfreude auf die
bevorstehenden Tage in den Barrancas del Cobre kuscheln wir uns in die
dicken Winterschlafsäcke. Hier oben auf gut 2‘100 müM ist es abends
nämlich schon empfindlich kalt.
Adventure in luftiger Höhe
Am
nächsten Morgen geht’s weiter nach Areponapuchi. Immer wieder kreuzen
wir die Zuglinie und mit ihr gefühlte Hunderte von Topes (unangenehme
Bodenschwellen die meist nicht angekündigt und immer im Schatten von
Bäumen liegen, damit man so richtig reinknallen kann). Bahnschranken
gibt’s hier keine und immer wieder bevorzugen die Dorfbewohner das
Trassé als bequeme Abkürzung. In Arepo findet sich auch der Parque
Adventure Barranca del Cobre, einen Besuch lassen wir uns nicht entgehen
auch wenn wir nicht allzu viel erwarten. Doch was wir hier vorfinden
verschlägt uns schier die Sprache. Nebst einer (Schweizer) Seilbahn zu
einem Mirador finden sich hier ein Klettersteig, eine 2.5 km lange
Zipline (die längste der Welt), halsbrecherische Downhilltrails und eine
Tour, die über 7 schwindelerregende Tyroliennes und einige Hängebrücken
über die umliegenden Felsen ebenfalls zum Mirador führt. Ausserdem
gibt’s hier ein Panoramarestaurant mit Aussichtsterrasse und Glasboden,
wow!
Den besten Blick bis ganz nach unten in den Barranca del Cobre hat
man natürlich vom Mirador - bleibt nur die Frage wie wir rüberkommen.
Ganz klassisch entscheide ich mich für die Seilbahn, während Dani die Zipline
ausprobiert. Genau das richtige für einen Adrenalinjunkie. Ich krieg
beim Filmen schon weiche Knie wie er an mir vorbei in die Tiefe saust um
an einem weit entfernten, von Auge kaum sichtbaren Punkt hoffentlich
wieder wohlbehalten landet. Als auch ich schliesslich sicher mit der
Seilbahn drüben ankomme wartet meine breit grinsende bessere Hälfte
bereits auf mich - wenn das keine Entschädigung ist wegen der missgönnten
Wasserdurchfahrt.
Der Blick vom Mirador auf die umliegenden Canyons
ist atemberaubend, und man sieht tatsächlich bis runter zum Rio Urique.
Kein Vergleich mit dem kleinen Ausschnitt den die Zugtouristen am
Bahnhof oben erhaschen können. Wir klettern in den Felsen rum und
bestaunen die Aussicht auf alle Seiten. Wir sehen die winzigen Dörfchen
der Raramuri-Indianer tief in den Canyons und die schmalen Pfade, die
diese verbinden. Wir können uns kaum lösen... ja, der Barranca del Cobre - oder vielmehr die Barrancas del Cobre (weil total sieben Canyons) können unserer Meinung nach problemlos mit dem Grand Canyon mithalten!
Die heissen Quellen von Recowata
Bereits
die Anfahrt ist spannend. Auf einem schmalen, gepflasterten Weg rumpeln
wir zum Parkplatz runter. Von hier sind es noch 3 km zu den Quellen
ganz zuunterst im Tararecua Canyon. Der gepflasterte Weg würde noch
weiter führen, aber durch das Tor davor ist nicht ganz klar, ob die
Weiterfahrt erlaubt ist. Ein Blick in die Tiefe der Schlucht und auf die
engen Haarnadelkurven lassen uns erstens beschliessen, Tico bleibt hier
und zweitens, dies werden verdammt lange 3 km! Aufgrund des
fortgeschrittenen Nachmittags verschieben wir die Plantscherei auf den
nächsten Morgen und machen es uns auf dem riesigen Waldparkplatz
gemütlich, den wir mal wieder ganz für uns alleine haben. Am
nächsten Morgen packen wir den Rucksack und wandern früh los. Es geht
steil bergab und an einigen Stellen hats Kreuze am Wegrand mit vielen
Namen drauf, es scheint als ob hier schon öfters mal ein Auto den
direkten Weg genommen hätte. Während ich dankbar bin, dass wir Tico für
einmal stehen gelassen haben, höre ich Dani etwas vor sich hin murmeln
dass wie „also dass wär ja wirklich kein Problem gewesen“ klingt. Ich
kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn für mich ist diese Strecke
zu Fuss deutlich entspannter, ausserdem tun wir eh viel zu wenig für
unsere Kondition.
Wir wussten nicht was uns unten erwartet und sind
entsprechend überrascht: 7 Pools sind in den Hang gebaut und von oben
läuft das heisse Wasser direkt aus dem Fels über ein Rohr in das
oberste, wärmste Becken. Wow! Und das Beste: es ist kein Mensch
hier! Die Schlucht liegt noch im Schatten, als wir uns zitternd und
frierend in den Pool stürzen. Es ist unbeschreiblich! Wir geniessen die
Wärme, das Wasser und die faszinierende Bergwelt um uns herum. Über eine
Stunde lauschen wir nur dem plätschernden Wasser und sehen zu, wie sich
die Sonnenstrahlen langsam über die Bergkuppe schieben und den Canyon
in ein warmes Licht tauchen. Erst als sich die nächsten Besucher
ankündigen, können wir uns überwinden das warme Nest zu verlassen, doch
es handelt sich um eine Italienisch-Dänische Familie mit ihren drei
Teenagern, die in einem Landrover auf längerer Reise sind. Grund genug,
sich nochmals ins wohlige Wasser fallen zu lassen und über die Welt und
das Reisen im Speziellen zu diskutieren…
Der Aufstieg wird dann doch
recht hart, mühsam muss das Herz das Blut durch die geweiteten Gefässe
pumpen und ich muss doch die eine oder andere Pause einlegen auf den 600
Höhenmetern. Doch die Anstrengung wars wert. Tiefenentspannt und
erfrischt fahren wir nach Creel, dem nördlichsten Punkt unserer Runde.
Hier hält uns eigentlich nichts und nach einer leckeren Pozole
(Maissuppe) zum Mittagessen fahren wir raus zum See. Der Arareco-See
ist ein beliebtes Ausflugsziel vor allem am Wochenende, doch jetzt in der Nebensaison sind wir ganz für uns alleine. Bevor wir uns einen Platz am See suchen fahren wir noch
raus zum Valley of the Monks und spazieren durch den bizarren Felsengarten.
Batopilas
Es zieht uns weiter, denn
hier auf 2‘400 m ist es nachts unwahrscheinlich kalt, das Wasser am
Morgen gefroren, brr.. Doch wenigstens einmal wollen wir noch in einen
der tiefen Canyons runterfahren, und die Batopilas Schlucht bietet sich
hierfür an. Anders als bei anderen Canyons gibt es eventuell die
Möglichkeit, die Schlucht auf einem anderen Weg wieder zu verlassen,
denn wir mögen es gar nicht, denselben Weg mehrmals zu fahren. Die
unzähligen Serpentinen auf der Karte, zusammen mit der Angabe dass unser
Ziel nur 30 km aber 1‘500 Meter unter uns liegt, mutet recht
abenteuerlich an, doch in Wahrheit ist die Strasse frisch zweispurig
geteert. Wer jetzt denkt, dass sich somit auch Dani einmal in Ruhe die
spektakuläre Aussicht angucken kann, hat weit gefehlt. Die Abstützung
der Felswände ist wohl vergessen gegangen und auf der Strasse liegen
riesige Felsbrocken, um welche Dani Schlangenlinien fahren muss. Die
Hindernisse scheinen schon länger dort zu liegen, der Asphalt an diesen
Stellen ist noch original schwarz, die Brocken mit einer Pilone
gekennzeichnet. Kein Problem für die Mexikaner, denn vor dem Ausbau der
Strasse war sie schliesslich ja auch einspurig!
Batopilas liegt ganz
unten im Canyon und es ist spannend zu sehen, wie sich die Vegetation
verändert. Oben auf 2‘400 m fährt man durch Pinienwälder, je tiefer man
kommt dominieren Kakteen, die wenigen anderen Sträucher und Büsche
stehen bereits in Blüte, und während oben auf dem Plateau noch
winterliche Temperaturen herrschen, ist es in der Schlucht auch abends
noch angenehm warm.
Wir fahren noch ein Stück weiter. In Satevo steht
die älteste Jesuitenmission Mexicos. Bei unserer Anfahrt steht die Tür
offen, ein Handwerker steht an einer Werkbank und schraubt etwas. Er
zeigt uns die Innenräume und meint danach, wir dürften gerne etwas
spenden für die Renovation des Gebäudes und deutet auf seine Werkbank.
Natürlich werfen wir ein paar Münzen in den Opferstock bevor wir die
Mission wieder verlassen. Draussen versuchen ein paar Indigenos Kinder
uns mit einem charmant-traurigen Blick auch noch ein paar Pesos zu
entreissen, so dass wir uns schliesslich ins Auto zurückziehen. Wir
fahren runter zum Fluss um uns zu beratschlagen, denn es steht wiedermal
eine Entscheidung an: Sollen wir auf demselben Weg wieder aus der
Schlucht fahren oder fordern wir ein weiteres Mal unser Glück heraus,
indem wir den dünnen Linien unserer Karte folgen? Diesmal handelt es
sich um mehrere hundert km Umweg falls wir umkehren müssen, doch auf
demselben Weg zurück ist ja auch langweilig... Nach langem Abwägen der Strassen- und
Sicherheitssituation beschliessen wir die Flucht nach vorne, treu
unserem Motto: Adventure is out there! Also zurück an der Mission
vorbei und lustigerweise ist weit und breit kein Mensch mehr zu sehen,
die Mission ist abgeschlossen und von den Kindern keine Spur mehr.
Offenbar wurde hier mit unserem Besuch das Tagessoll bereits erreicht…
Der
Einstieg zum Track erfolgt klassischerweise mit einem Rivercrossing.
Unter den erstaunten Augen der Anwohner rumpeln wir durch den Fluss, um
nach wenigen Minuten wieder auf demselben Weg zurückzukehren. Hmm, das
war wohl der falsche Einstieg, den richtigen Weg finden wir schliesslich
wenige Hundert Meter daneben.
Der schmale Schotterweg ist
stellenweise schlecht, aber fleissig befahren. Herausgebrochene Stellen
wurden notdürftig abgestützt, Stufen mit Steinen abgeflacht damit es
auch mit der mexikanischen Durchschnittsrostlaube befahrbar ist.
Vorsichtig zirkelt Dani Tico durch die steinigen, teils steilen Passagen
während ich Fotos mache und falle fast das Bord runter, als hinter uns
ein Mexikaner in seinem Mercedes SUV den Weg runtergepoltert kommt. Ob
er einfach nur lebensmüde ist oder seine Bremsen nicht funktionieren sei
mal dahingestellt. Ansonsten winken uns die entgegenkommenden Mexikaner
freundlich aber erstaunt zu, ich glaube Touristen sehen sie in dieser
abgelegenen Gegend auch nicht häufig. In vielen Serpentinen erklimmen
wir die Hügel, nur um uns auf der anderen Seite in einem neuen Tal
wieder zu finden. Eine spektakuläre Aussicht jagt die nächste, wir sind
ganz verzaubert und malträtieren die Kamera aufs Gröbste. Leider ist der
Himmel wolkenverhangen und die meisten Bilder im Nachhinein
enttäuschend. Immer wieder studieren wir die Karten und vergewissern
uns, dass wir noch ungefähr in die richtige Richtung fahren. Die
Ortsnamen sind so kompliziert, dass wir sie uns nicht merken können und
deshalb „vereinfachen“, damit wir sicher sind das wir vom selben
sprechen. So fahren wir nicht von Yoquivo nach Guachochi, sondern von Yoghurt nach Cucaracha.
Ist doch viel einfacher so und Missverständnisse werden dezimiert. Am
zweiten Tag gegen Mittag erreichen wir Guachochi und somit das Ende
unseres einwöchigen Abenteuers Barrancas del Cobre.
Nun aber nichts
wie raus aus den Bergen, wir haben genug von gefrorenen Wassertanks und
Merinoschichten bis zur völligen Unbeweglichkeit.
Die Woche hier oben
gehört zu den Highlights unserer bisherigen Reise und erfüllt uns auch
ein wenig mit Stolz und Genugtuung, dass wir trotz der wenigen
Informationen und der vorgängigen Verunsicherung durch Foren und
Reiseführer unsere eigene Route durch diese abgelegene und wenige
bereiste Gegend Mexicos gefunden haben.