Ontario - Mai 2016
250‘000 Seen soll es allein in Ontario geben! Dazu Weite, Einsamkeit und ganz viel Offroad… aber von vorne:
Wir
überqueren den Ottawa-River auf der Fähre und sind wieder in „Canada“.
Hier verstehen wir die Menschen wieder und sie uns ;-). Immer dem Fluss
folgend wollen wir nach Ottawa - Canadas Hauptstadt. Wie immer haben wir
keinen Plan, wenn sich die Möglichkeit ergibt, sehen wir uns die Stadt
an, wenn wir keinen zentralen Parkplatz finden, fahren wir durch. Auf
keinen Fall wollen wir wieder konzeptlos im Verkehr rumkurven und uns
ärgern. Doch diesmal sind die Sorgen unbegründet. Immer schön dem
Ottawa-River folgend, nähern wir uns der Hauptstadt. Es ist so grün um
Ottawa, dass wir gar nicht merken dass wir in die Stadt kommen. Da ist
ein Park, Velofahrer und Jogger, und im nächsten Moment sind wir auf der
Hauptstrasse direkt ins Zentrum. Rechts und links imposante Botschafts-
und Regierungsgebäude, die Strasse ist übersichtlich, kaum Verkehr, und
schon sind wir im Zentrum. Wir finden auf Anhieb einen Parkplatz - in
Gehdistanz zu allen Sehenswürdigkeiten. Nun denn, für einmal Crocs gegen
Turnschuhe getauscht, Kamera geschultert und GPS in der Hosentasche. So
entspannt haben wir noch nie eine Hauptstadt besichtigt. Eindrücklich
ist der Rideau-Kanal mit seinen insgesamt 45 Schleusen, die auf 23
Standorten des 202 km langen Kanals die 24 m Höhenunterschied vom Rideau
River zum Ottawa River überbrücken und tatsächlich noch von Hand zu
bedienen sind (Quelle: Uyarak.ch ;-) ). Gleich daneben befindet sich
Chateau Laurier und dahinter Parliment Hill mit Regierungsgebäude, Peace
Tower und der fortwährend brennenden Centennial Flame. Wir sitzen im
Park und beobachten Touristengruppen aus aller Welt und flanieren danach
über die Einkaufsmeile Sparks Street Mall zum Byward-Market. Hier
findet sich ein Potpourri aller Herrenländer. Kleine asiatische
Garküchen neben indischen, italienischen und libanesischen
Essensständen, Souvenirläden und Käselädelis wo man Fonduemischungen und
Emmentaler aus Canada (!) kaufen kann. Hier könnten wir den ganzen Tag
verweilen… nach einem recht authentischen Thai-Curry ziehts uns aber
wieder zu Tico, der auch schon gleich um die Ecke wartet.
Canadas "Wild Side"
Genauso entspannt verlassen wir Ottawa auch schon wieder.
Eingerahmt zwischen Park und Fluss führt der Highway aus der Stadt, und
schon bald sind wir wieder umgeben von Wäldern und Dörfern, Flüssen und
Schotterstrassen. Ottawa hat uns super gut gefallen, trotzdem haben wir
uns entschlossen, Toronto und die Niagarafälle auszulassen. Wir sind
gesättigt vom stadtnahen bevölkerten, südlichsten Teil Canadas. Wir sind
neugierig auf das „wilde“ Canada, auf die Weite, die Natur und die
Einsamkeit. Deshalb fahren wir ab hier auch den TCAT oder wollen diesen
so oft als möglich als Leitfaden nehmen. Der Trans Canadien Adventure Trail
ist von und für Motorradfahrer gemacht, die auf ihren Reiseenduros
Canada von Ost nach West durchqueren und dabei möglichst wenig Asphalt
fahren wollen. Wir haben den Track im Vorfeld recht gut recherchiert und
denken, dass das meiste davon auch für schmale 4x4-Fahrzeuge geeignet
sein sollte. Auf jeden Fall sind wir neugierig und stossen voller
Vorfreude westlich von Ottawa auf den Trail.
Englang des Lake Superior
Natürlich fahren wir nicht nur offroad in Ontario. Uns ziehts an den Lake Superior, der grösste Süsswassersee der Welt ist übrigens gleich gross wie Österreich! Ausserdem wollen wir der Sommerplage Nr. 1 Canadas, den Fliegen und Mücken (kurz Bugs) entfliehen, die einen vor allem in den Wäldern schier in den Wahnsinn treiben. In Scharen auftretende, penetrant in alle verfügbaren Körperöffnungen kriechende beissende, stechende Viecher die einem romantische Sonnenuntergänge am See zuweilen ganz schön vermiesen können. Ausser einem guten Mosquitonetz, Antibrumm Forte und einem Bug-Shirt (siehe Foto) kann man nicht viel dagegen tun wenn man draussen lebt. Zum Glück ist es nicht überall gleich schlimm - ein Nachtplätzli ohne oder mit wenig Bugs zu finden steht dann ganz oben auf der Prioritätenliste.
Endlich haben wir nun auch die ersten Schwarzbären und
Elche (Moose) gesehen! Leider konnten wir keine Photos machen, denn das
Anhalten auf den geschotterten Loggingroads gestaltet sich meistens
nicht ganz einfach, da es auf diesen Strassen viel Truckverkehr hat und
diese gerne aus dem Nichts und in einem Höllentempo an einem
vorbeischiessen! Der riesige Elch stand majestetisch am Strassenrand und
überquerte gaanz gemütlich die Leitplanke als ob es sich um eine
Bordsteinkante handelte, während sich die zwei Schwarzbären schon weit
vor uns scheu in den Wald zurückzogen. Trotzdem hats uns gefreut, denn
wir hatten ja bereits Mutmassungen angestellt, ob es sich bei Bären und
Elchen nur um Touristenaufhänger handelt ;-)
Der Lake Superior hat es
uns wirklich angetan! Jeden Abend finden wir ein Traumplätzli direkt am
Beach. Sonnenuntergänge über dem Sandstrand, Wellenrauschen und erst
noch Süsswasser! Ein Paradies… Besonders schön ist er im Pukaskwa
Nationalpark, wo er mit dem ganzen Treibholz am Strand eine schöne
Fotokulisse abgibt. Dort unternehmen wir einige Spaziergänge, sowie eine
Wanderung auf dem Coastal-Trail, die wir uns allerdings hätten sparen
können weil zum einen die erste Etappe gar nicht der Küste entlang
verläuft und zum andern der selbe Weg wieder zurückgegangen werden muss.
Die speziellen „borrealen“ Wälder haben uns jetzt nicht soo fasziniert,
die kennen wir aus den Vogesen zur Genüge, da hat uns die Küste deutlich
mehr gefallen.
Tja, was haben wir sonst noch erlebt in Ontario? Wir
haben wieder viele tolle Menschen kennengelernt, wie z. B. der
Goldsucher Dick, der uns spontan zum Long Weekend mit seiner Familie in
sein Cottage am See einlädt und uns verwöhnt, oder die Crew des
Shaunie-Fire Department, die uns an ihrer Löschübung teilhaben lässt und
uns alles genaustens erläutert. Sogar die Highway-Patrol zeigt sich
äusserst hilfsbereit und hilft uns mit Backroad-Karten aus, als wir
etwas unentschlossen am Strassenrand mit unserem Roadatlas stehen. Um
ganz sicher zu gehen ob unser Schleichweg fahrbar ist wird kurzerhand
mal ein Einheimischer angehalten und zum Strassenzustand befragt! Wir
hatten uns die erste Begegnung mit der kanadischen Polizei nicht so
zuvorkommend vorgestellt!
Wir erleben die Kanadier als uns
Touristen gegenüber allgemein offen und sehr freundlich, unkompliziert
und tolerant. Noch nie wurden wir von einem „No Camping“ Platz verjagd
oder unfreundlich behandelt, wir erfuhren viel Hilfsbereitschaft,
ehrliche Neugier und Freundlichkeit.
Weiter geht’s durch die
Präriestaaten. Flach soll es hier sein und langweilig. Felder so weit
das Auge reicht und Strassen wie auf einem Schachbreit. Es heisst wenn
Dein Hund wegläuft kannst Du ihm drei Tage lang nachsehen… Viele
Touristen durchfahren Manitoba, Saskatchewan und Alberta in wenigen
Tagen auf dem schnurgeraden Highway. Ob es uns auch so geht oder ob uns
der TCAT eine andere Seite der Landschaft zeigt? Wir sind gespannt und
werden Euch darüber berichten…